Gabriel Attals Aufstieg hat auch mit dem 28-jährigen extremen Rechten Jordan Bardella zu tun.
Der beliebte Rechte. 2023 galt er als der „beliebteste Politiker“ in Frankreich. Keine Frage, der erst 28-jährige „Kronprinz“ von Marine Le Pen – Jordan Bardella – macht auch Emmanuel Macron nervös, der deswegen den jungen Gabriel Attal nun zum Premierminister bestellte. Familiäre Bande hat der Parteivorsitzende der Le-Pen-Partei bereits – er ist mit einer Nichte Marine Le Pens liiert.
Ansonsten hat der Sohn einer italienisch-algerischen Einwandererfamilie auf den ersten Blick freilich wenig mit Attal gemeinsam. Er wuchs in einer Sozialwohnsiedlung in Drancy auf, brach sein Studium an der Sorbonne ab und schloss sich bereits als 16-Jähriger dem damaligen Front National an. Also genau jener Partei, gegen die Attal als 13-Jähriger demonstrierte. Auf den zweiten Blick sieht man aber die Überschneidungen: Bardella wirkt frisch, ist selbstbewusst und stets einer der Jüngsten. Er will die extrem rechte Partei „jünger und weiblicher“ machen. Um dann wieder in alter Denke zu warnen, dass das „französische Volk“ in „Lebensgefahr sei – wegen des „Bevölkerungsaustausches“. In Paris schauen nun alle gebannt auf das Duell Attal gegen Bardella.
"Goldjunge" Attal soll Le Pen verhindern
„Wunderkind“. Er war einst der jüngste Minister – mit nur 29 Jahren übernahm er das Bildungsressort – und ist jetzt der jüngste Premierminister in der Geschichte Frankreichs. Die Rede ist von Gabriel Attal de Couriss, der in Paris als „Wunderkind“ und „Goldjunge“ gilt. Und vor einer Herkules-Aufgabe steht. Er soll eine zutiefst gebeutelte Regierung wieder hochziehen und den Aufstieg von Marine Le Pen – zunächst bei den EU-Wahlen, dann bei der Präsidentschaftswahl – noch stoppen.
„Scharfschütze“. Der erst 34-Jährige mit der elitären Ausbildung – bevor er als 23-Jähriger in der Politik anheuerte, besuchte er Privatschulen und absolvierte die Pariser Prestige-Hochschule Sciences Po – hat den Spitznamen „Scharfschütze“, weil er verbal so flink und gekonnt jeglichen Angriff kontern kann. Und natürlich gilt der Sohn eines Anwaltes und prominenten Filmproduzenten und einer aristokratischen Mutter als „Mini-Macron“. Der französische Präsident fördert Attal freilich, seit sich dieser ihm bereits 2016 angeschlossen hatte. Beiden gemeinsam ist das rhetorische Talent und auch ein gewisses Selbstbewusstsein.
Kopftuch-Verbot. Die Linke – dabei war Attal als ganz Junger einst bei der Parti socaliste – schießt sich auf ihn ein. Er kenne „nur das Zentrum von Paris“ und sei ein „Rassist“, wirft ihm gar die extreme linke Partei von Jean-Luc Mèlenchon fort. Das liegt vielleicht auch daran, dass Attal klare Linien und Worte in Sachen Integration verfolgt. Er hat das Kopftuch – entsprechend dem säkularen System in Frankreich – in Schulen untersagt. Die extreme Rechte und die Bürgerlichen blicken dementsprechend nervös auf Attal, der sich auch hinter Macrons hartes neues Einwanderungsgesetz stellte und der auch schon dann und wann über „egoistische Bobos“ herzieht und mit Schuluniformen liebäugelt.
„Mini-Macron“. Ist er nun ein Mini-Macron? „Nein“, sagen Beobachter. Er gehe „cooler“ mit Angriffen um und habe „klare Visionen“. Vielleicht liegt das auch an seiner Historie. Sein jüdischer Vater gab ihm einst mit, dass er christlich leben könne, „aber sich immer jüdisch fühlen“ werde, weil er „immer mit Antisemitismus konfrontiert“ sein werde, erzählt Attal.
Sein erstes Interview gab er schon mit neun Jahren. Damals wollte er noch Künstler werden. Eine Anti-Le-Pen-Demo 2002 hat ihn für Politik begeistert. Genau das ist auch jetzt seine Mission: Sie von der Macht fernzuhalten. Eine große Aufgabe für den Goldjungen aus Paris.