Währung fällt weiter
Erdogan droht ein Banken-Crash
09.08.2018
Der anhaltende Kursverfall der Lira auf ein Rekord-Tief setzt den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan immer stärker unter Druck. Das Finanzministerium versuchte am Donnerstag zwar, Anleger und Investoren mit der Erklärung zu beruhigen, Banken und anderen Unternehmen drohten keine Liquiditätsengpässe.
Die Wirtschaft werde 2019 um drei bis vier Prozent wachsen, 2017 war es allerdings noch knapp doppelt so viel. Die Erklärungen konnten gleichwohl ein weiteres Absacken der Lira nicht verhindern. Ein Dollar kostete zeitweise mehr als 5,50 Lira und damit so viel wie nie zuvor. Seit Jahresbeginn hat die türkische Währung rund ein Drittel an Wert eingebüßt.
Erdogans Einfluss auf Zentralbank beunruhigt Investoren
Parallel dazu trieben am Donnerstag verstärkte Spekulationen auf Zahlungsausfälle in der Türkei die Kosten für Kreditausfall-Versicherungen auf den höchsten Stand seit Jahren. Der wachsende Einfluss Erdogans auf die Zentralbank beunruhigt internationale Investoren schon seit Monaten. Viele Anleger ziehen daher Geld ab und verkaufen türkische Anleihen und Aktien. Sie fürchten auch, dass der Währungsverfall die Banken des Landes in Bedrängnis bringen könnte. Am Freitag will Finanzminister Berat Albayrak - Erdogans Schwiegersohn - neue Pläne für die Wirtschaft vorstellen.
Im Juli hatte die Notenbank den Leitzins trotz der hohen Inflation von 15 Prozent nicht angehoben und damit Erdogans Forderung entsprochen. Der Präsident hat sich selbst als "Feind von Zinsen" bezeichnet. Er war erst im Juli erneut als Präsident vereidigt worden und verfügt nun über eine Machtfülle wie niemand vor ihm im Land. So wird der Notenbank-Chef künftig vom Präsidenten und nicht mehr vom Kabinett ernannt.
Türkei müsse Lira-Verfall schnell stoppen
Der Analyst Paul Gamble von der Ratingagentur Fitch sagte Reuters, die Türkei müsse den Lira-Verfall schnell stoppen. "Wir schauen uns die Entwicklung genau an", sagte der Experte. Seit der Fitch-Entscheidung von Mitte Juli, das Rating der Türkei auf "BB" zu senken, habe sich die Lage weiter verschlechtert. Mit "BB" ist die Türkei bei Fitch im Mittelfeld der von "AAA" bis "D" reichenden Skala als spekulative Anlage geführt. Um den Druck von der Lira zu nehmen, müsse etwa die Notenbank tätig werden und Ankaras Beziehung zu Washington müsste sich bessern, sagte Gamble. Eine weitere Herabstufung ist nicht ausgeschlossen, der Fitch-Ausblick ist "negativ". Ein schlechteres Rating zieht üblicherweise steigende Kosten für den Schuldendienst nach sich.