Erdogan bringt Referendum über Todesstrafe und Abbruch des EU-Beitrittsprozesses ins Spiel.
Nach seinem umstrittenen Sieg beim Referendum in der Türkei hat Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan jede Kritik der internationalen Wahlbeobachter scharf zurückgewiesen. "Dieses Land hat die demokratischsten Wahlen durchgeführt, wie sie kein einziges Land im Westen je erlebt hat", sagte Erdogan am Montagabend in einer kämpferischen Ansprache vor dem Präsidentenpalast in Ankara.
An die Adresse der Wahlbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und des Europarates gerichtet, sagte Erdogan: "Kennt erstmal Eure Grenzen." Der Bericht der Wahlbeobachter sei politisch motiviert und werde von der Türkei nicht anerkannt.
Erdogan bekräftigte zugleich vor jubelnden Anhängern seine Bereitschaft, die Todesstrafe wieder einzuführen. Sollte das Parlament die entsprechende Verfassungsänderung mit der nötigen Zweidrittelmehrheit bestätigen, werde er das Gesetz unterzeichnen, kündigte Erdogan an. "Aber wenn nicht, dann machen wir auch dafür ein Referendum." Die Menge skandierte: "Todesstrafe, Todesstrafe".
Erdogan betonte, ihm sei gleichgültig, was westliche Staaten zur Wiedereinführung der Todesstrafe in der Türkei meinten. "Ich achte nur darauf, was mein Volk sagt und was Allah sagt." Die EU hat angekündigt, den Beitrittsprozess der Türkei im Falle der Wiedereinführung der Todesstrafe zu beenden. Erdogan sagte, ihm sei auch gleichgültig, ob die EU den Beitrittsprozess einfriere, wofür sich das EU-Parlament ausgesprochen hatte. Der Präsident brachte seinerseits ein Referendum über einen Abbruch des Beitrittsprozesses durch die Türkei selber ins Spiel.
Lesen Sie auch
-
Kern erklärt Beitrittsgespräche für de facto begraben Bundeskanzler: Türkei "weit weg" vom Weg nach Europa
-
Türkei: Kreml fordert Achtung vor Ergebnis "Das ist eine souveräne Angelegenheit der Republik Türkei."
-
Kurz: Abbruch der EU-Beitrittsverhandlungen Der Außenminister fordert nach dem Ja-Votum ein klares Signal der EU.
-
VdB: EU-Beitritt der Türkei in weiter Ferne Türkische Regierung entfernt sich weiter von demokratischen Werten Europas.
-
AfD rät "Ja"-Sagern zur Rückkehr in die Türkei Befürwortern des Präsidialsystems solle man die deutsche Staatsbürgerschaft aberkennen.
-
Türkische Wahlbehörde weist Einwände zurück Auch nicht abgestempelte Stimmzettel seien gültig.
-
Merkel erwartet von Erdogan Dialogbereitschaft Respektvoller Umgang mit allen politischen und gesellschaftlichen Kräften des Landes gefordert.
-
Referendum: Opposition will Ergebnis anfechten Die Vorwürfe der Wahlmanipulation werden immer lauter.
-
So reagiert Strache auf das Türkei-Referendum Der FPÖ-Chef fordert Konsequenzen: "Die Zeit des Redens ist vorbei"
-
Türkei: Wütende Proteste im ganzen Land Lage ist angespannt - Erdogan-Gegner gehen auf die Straße.
-
Türkei: Beobachter kritisieren Wahlkampfbedingungen OSZE und Europarat: Wichtige "Schutzvorkehrungen" wurden beseitigt.
-
"Dies ist ein trauriger Tag für die Türkei" "Adevarul": Erdogans Oster-Schachzug zur Verhöhnung Europas
-
Jetzt will Erdogan die Todesstrafe einführen Nach dem Sieg im Referendum widmet sich der türkische Präsident seinem nächsten Projekt.
-
Lugar: "Austro-Türken haben offensichtlich Heimweh" In Österreich ansässige Türken haben klar für Erdogans Verfassungsreform gestimmt.
-
Türkei: Ausnahmezustand wird erneut verlängert Sicherheitsrat und Kabinett sollen noch am Montag zusammenkommen.
-
Türkei nennt Kritik von Wahlbeobachtern "inakzeptabel" Kritik an dem Volksentscheid wird von Ankara entschieden zurückgewiesen.
-
So stark stimmten Austro-Türken für Erdogan Studie: Menschen mit türkischem Migrationshintergrund sind niedriger gebildet.
-
Das sind die Folgen des Ja-Votums in der Türkei Auch für Europa hat der Ausgang des Referendums Folgen.
-
Türkische Opposition fordert Annullierung von Referendum Die Oppositionspartei CHP hatte bereits am Ostersonntag von Wahlmanipulation gesprochen.
-
Austro-Türken: Ihre Wahl ist eine Katastrophe Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner
-
Jetzt will Erdogan die Todesstrafe Der Präsident kann sich ein Referendum zur Todesstrafe vorstellen.
-
Erdogan: "Das war ein historisches Ereignis" Der türkische Präsident spricht vom Beginn einer neuen Ära.
-
Polizei geht gegen Wahlbeobachter vor Beisitzer der Opposition seien aus Wahllokalen abgeführt worden.