Der türkische Präsident will das Militär nun radikal umbauen.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hält einen weiteren Putschversuch für möglich und kündigt einen raschen Umbau des Militärs an. Ein erneuter Umsturzversuch würde Aufrührern aber nicht leicht fallen, sagte Erdogan am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir sind wachsamer."
Schon bald werde eine neue Struktur des Militärs umgesetzt. Das Militär müsse aus dem Putschversuch ernste Lehren ziehen, sagte er. "Wir können es uns nicht leisten, selbstzufrieden zu sein."
Erdogan räumte ein, dass es vor dem Putschversuch vom Freitagabend vergangener Woche "erhebliche Lücken und Schwächen" im Geheimdienst gegeben habe. Dies könne man weder leugnen noch verheimlichen. "Ich habe das der Spitze des nationalen Geheimdienstes gesagt", fügte er hinzu.
Der islamisch-konservative Präsident, dem Kritiker eine immer autoritärere Führung vorwerfen, sagte, es gebe kein Hindernis für eine Verlängerung des gerade für drei Monate verhängten Ausnahmezustandes.
Die Herabstufung der Kreditwürdigkeit seines Landes durch die US-Ratingagentur Standard & Poor's hält Erdogan für politisch motiviert. Die türkischen Finanzmärkte hätten keine Liquiditätsprobleme. Der Finanzsektor sei sehr stark. Erdogan warf S&P vor, sich auf die Seite der Putschisten geschlagen zu haben und nicht auf die der Demokratie. Sollte die Ratingagentur Moody's den Experten von S&P folgen, wäre das keine objektive Entscheidung, sagte Erdogan.
S&P hatte am Mittwoch angesichts der politischen Turbulenzen in der Türkei die Note für das Land um eine Stufe auf BB gesenkt. Zugleich stufte die Ratingagentur den Ausblick auf "negativ" von bisher "stabil" herab. Als Begründung nannte die Agentur die zunehmende Polarisierung der Politik in dem Nato-Staat. Nach dem Putschversuch sei mit einer Phase der erhöhten Unsicherheit zu rechnen, schrieben die Experten. Das könne Investoren davon abhalten, ihr Geld in der Türkei anzulegen.