Russland und Türkei könnten heute einen Pakt gegen den Westen schmieden.
Nach monatelanger Krise zwischen Russland und der Türkei sind die Präsidenten Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan erstmals wieder zusammengekommen. Das Treffen in Putins Heimatstadt St. Petersburg am Dienstag sollte das russisch-türkische Verhältnis festigen, das seit dem Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei Ende November zerrüttet war.
Die Wiederaufnahme der Beziehungen sei im Interesse des türkischen wie des russischen Volkes, sagte Putin bei der im Staatsfernsehen übertragenen Begrüßung.
Erste Auslandsreise nach Putsch-Versuch
Für Erdogan war der Besuch in der früheren Zarenmetropole zugleich die erste Auslandsreise seit dem gescheiterten Putschversuch von Mitte Juli. Putin und Erdogan wollten unter anderem über milliardenschwere Energieprojekte und den Krieg in Syrien sprechen. Erdogan reiste der türkischen Agentur Anadolu zufolge mit mehreren Ministern und Wirtschaftsvertretern nach St. Petersburg.
Die Türkei hofft auf ein Ende von Sanktionen wie etwa die Aufhebung des russischen Importstopps für Obst und Gemüse. Für die angeschlagene türkische Tourismusbranche wiederum ist die Wiederannäherung wichtig, denn Russen gehörten vor der Krise zu den größten Urlaubergruppen. Danach brachen die Besucherzahlen aber fast völlig ein.
Wirtschaftliche Interessen
Wie der russische Staatsfonds RDIF am Dienstag mitteilte, planen der Fonds und der türkische Baukonzern Rönesans gemeinsame Projekte etwa in den Bereichen Gesundheit und Infrastruktur mit einem Volumen bis zu 400 Millionen Dollar (360,78 Mio. Euro). Die beiden Unternehmen hatten die Summe bereits 2014 angekündigt.
Die Türkei hatte Ende November einen russischen Kampfjet im Grenzgebiet zu Syrien abgeschossen. Moskau verhängte daraufhin Sanktionen gegen Ankara. Ende Juni bekräftigte Erdogan sein Bedauern über den Vorfall.
Türkische Regierungskreise versuchten vor der Reise, Sorgen zu zerstreuen, Erdogans Besuch könnte eine Abkehr des NATO-Landes von Europa bedeuten. "Nur weil man Putin besucht, bedeutet das nicht, dass man sich von der EU abwendet", hieß es. Hauptziel sei, die Krise im türkisch-russischen Verhältnis hinter sich zu lassen.