Laut Medien:

Erneut Feuer in Flüchtlingscamp Moria ausgebrochen

09.09.2020

Der Brand sei im Norden des Camps ausgebrochen, der von den vorherigen Feuern verschont geblieben war.

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Lesbos. Im durch eine Brandkatastrophe großteils zerstörten Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos ist am Mittwochabend ein neues Feuer ausgebrochen. Die Flammen loderten laut einem AFP-Fotografen in einem Teil des Lagers, das von der vorangegangen Brandkatastrophe nur wenig betroffen war. Erneut kam es zu Chaos: Flüchtlinge rannten aus dem Lager, während ihre Zelte verbrannten.

Bereits Feuer in der Nacht auf Mittwoch

In der Nacht auf Mittwoch ist das größte Flüchtlingslager Europas, das Camp Moria auf der griechischen Ägäisinsel Lesbos, durch mehrere Brände nahezu vollständig zerstört worden. In Panik flohen die mehr als 12.000 Insassen in der Nacht aus dem Camp Moria auf Lesbos, als plötzlich an mehreren Stellen des Camps Flammen aufloderten. In kürzester Zeit sprang das Feuer zwischen den Zelten und Wohncontainern über und breitete sich auf das gesamte Lager aus.

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Am Morgen danach waren nur noch rauchende Trümmer zu sehen.

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Dutzende Menschen streifen auf der Suche nach ihren Habseligkeiten durch die schwelenden Überreste. "Moria gibt es nicht mehr", sagt der Vize-Gouverneur der Insel, Aris Hatzikomninos. "Alles stand in Flammen, und wir konnten eine Massenflucht von Menschen beobachten, die ziel- und hilflos diese brennende Hölle zu verlassen versuchten", berichtet Marco Sandrone, der für Ärzte ohne Grenzen (MSF) in Moria arbeitete.

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Bis zum Nachmittag wird nichts über Todesopfer bekannt, mehrere Menschen erlitten Rauchvergiftungen. Da das Feuer an mehreren Stellen ausbrach, wird Brandstiftung als Ursache vermutet. Der Vizechef des Zivilschutzes, Michalis Fratzeskos, sagt, Brandstifter hätten "sich starke Winde zunutze gemacht" und die Zelte in Brand gesteckt. "Es war vorsätzlich. Die Zelte waren leer", sagt Fratzeskos dem staatlichen Fernsehsender ERT. Eine offizielle Bestätigung für diese Vermutung gab es nicht.

Die Lage in dem völlig überfüllten Camp war extrem angespannt. Wenige Stunden vor dem Brand meldete das griechische Migrationsministerium 35 Corona-Infektionen, am Dienstagabend kam es dann nach Angaben der Nachrichtenagentur ANA zu Protesten von Bewohnern, die sich gegen die Quarantäne-Maßnahmen wehrten.

Moria wurde Symbol für das Flüchtlingselend

Die Bewohner von Moria, das über die Jahre ein Symbol für das Flüchtlingselend wurde, schätzten ihre Lage schon lange als aussichtslos ein. Sexuelle Übergriffe, Drogenhandel und Gewalt waren nach Aussagen der Insassen Alltag. Kinder verschwanden, Menschen wurden erstochen oder nahmen sich das Leben. "Wir halten uns die Ohren zu, um die ganzen Schreie und Prügeleien nicht zu hören", berichtete im August Moniré, die aus Afghanistan geflohen und in Moria gestrandet war. "Ich habe Angst, mein Zelt zu verlassen, weil es immer wieder Vergewaltigungen gibt."
 
Moria war seit Jahren völlig überfüllt. In dem für rund 2.800 Menschen ausgelegten Lager lebten zuletzt mehr als 12.700 Asylsuchende unter schwierigsten Bedingungen.
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