Dänemark

Terror in Kopenhagen: Täter war bekannt

15.02.2015

Attacken auf Kulturcafe und Synagoge - Täter bei Schießerei getötet.

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© APA/EPA/MATHIAS OEGENDAL
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Wenige Wochen nach den Schüssen in der Redaktion der Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" in Frankreich wird Dänemark von ähnlichen Anschlägen erschüttert. Bei Attentaten auf eine Diskussionsrunde mit dem schwedischen Mohammed-Karikaturisten Lars Vilks sowie auf eine Synagoge in Kopenhagen wurden seit Samstagnachmittag zwei Menschen getötet. Polizisten erschossen wenig später den mutmaßlichen Täter:

 

Polizei war der Killer bekannt
Bei dem mutmaßlichen Täter von Kopenhagen handelt es sich um einen 22-jährigen Mann, der in Dänemark geboren wurde. Er sei den Sicherheitsbehörden bereits im Vorfeld des Anschlags bekannt gewesen, teilte die dänische Polizei am Sonntagabend mit. Der Attentäter sei durch verschiedene Straftaten wie Waffenbesitz, Gewalttaten und Bankenkriminalität aufgefallen.Er soll erst kürzlich aus dem Gefängnis entlassen worden sein. Der 22-jährige Däne habe wegen einer Gewalttat im Gefängnis gesessen und sei zwei Wochen vor den Angriffen aus der Haft entlassen worden, berichtete die Tageszeitung "Ekstra Bladet" am Sonntag. Die Zeitung veröffentlichte ein Foto des Mannes, auf dem dieser klar zu erkennen ist.

Sein Name wurde nicht veröffentlicht.



 Der Anschlag gegen das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" im Jänner in Paris könnte den Attentäter nach Einschätzung von PET zu den Taten inspiriert haben.

Nichts deute bisher darauf hin, dass der Mann einen Komplizen gehabt habe, sagte Madsen, noch gebe es Hinweise darauf, dass der mutmaßliche Täter sich als Jihadist in Syrien oder im Irak aufgehalten habe. Die Ermittler fanden eine Waffe, die die Tatwaffe sein könnte.
 

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(c) Reuters: Abtransport der Leiche des Killers

2 Festnahmen
Nach den tödlichen Angriffen auf ein Kulturzentrum und eine Synagoge in Kopenhagen haben zahlreiche schwer bewaffnete Polizisten am Sonntag ein in der Nähe gelegenes Internetcafe gestürmt. Der Fernsehsender TV2 berichtete vor Ort, zwei Verdächtige seien festgenommen worden. Ein Polizeisprecher sagte dem Radiosender DR, die Razzia sei Teil der Ermittlungen.

Am Sonntag durchsuchte die Polizei mehrere Wohnungen in dem Viertel Nörrebro, in dem sie im Morgengrauen den mutmaßlichen Täter erschossen hatte. Nach Überzeugung der Ermittler handelt es sich um den Mann, der offenbar als Einzeltäter beide Anschläge verübte. Möglicherweise habe ihn der tödliche Anschlag auf die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" Anfang Januar in Paris beeinflusst.

Schüsse
Der vermummte Angreifer eröffnete am Samstagnachmittag das Feuer auf eine Diskussionsveranstaltung zum Thema Meinungsfreiheit und Gotteslästerung in einem Kopenhagener Kulturcafe. Augenzeugen zufolge wollte er sich offenbar den Weg in den Veranstaltungsraum freischießen, doch Leibwächter des Karikaturisten Vilks hätten das Feuer erwidert. Dabei wurden ein 55-jähriger Mann getötet und drei Polizisten verletzt. Der Angreifer - manche Zeugen sprachen auch von zwei Tätern - sei mit einem VW Polo geflohen.

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(c) Reuters: Spurensicherung bei den Einschuss-Löchern

Der Anschlag löste einen Großeinsatz der Polizei aus. In der Nacht auf Sonntag fielen dann Schüsse vor einer Synagoge in der dänischen Hauptstadt. Dabei wurden ein Mann getötet und zwei Polizisten verletzt. Bei dem Toten handelt es sich nach Angaben der jüdischen Gemeinde um einen jungen jüdischen Wachmann, der die etwa 80 Menschen, die zur Feier einer Bar Mitzwa in die Synagoge kamen, kontrollierte. Die dortigen Sicherheitsmaßnahmen wurden nach den Anschlägen von Paris im Jänner verstärkt.
 

Diese Fotos veröffentlichte die Polizei von dem Schützen:

 

Evakuierung
Dem Fernsehsender TV2 zufolge wurde der naheliegende Metro- und Zugbahnhof Norreport evakuiert. Die Polizei erklärte, sie habe den mutmaßlichen Attentäter kurze Zeit nach der Schießerei vor der Synagoge an dem nahe gelegenen Bahnhof Norrebro erschossen. Der Mann sei angesprochen worden, habe das Feuer eröffnet und sei dann getötet worden, teilte die Polizei mit. Die Polizisten seien unverletzt geblieben.

Die tödlichen Anschläge auf die Diskussionsveranstaltung und auf die Synagoge sind nach Einschätzungen der Polizei von ein und demselben Täter verübt worden. Darauf deuteten Bilder aus Überwachungsvideos. Es gebe derzeit auch keine Hinweise auf weitere Verdächtige, sagte ein Polizeivertreter am Sonntag in der Früh in Kopenhagen. Aber die Ermittlungen diesbezüglich würden andauern.



Es wird ein islamistischer Hintergrund vermutet und dass der Anschlag Vilks galt. Der Künstler blieb unverletzt. Vilks ist schon oft bedroht worden, nachdem er 2007 den Propheten Mohammed als Hund karikiert hatte. Daraufhin wurde im Internet von einem Al-Kaida-Ableger im Irak ein Kopfgeld von 150.000 Dollar (rund 132.000 Euro) auf ihn ausgesetzt. Deshalb steht er in Schweden unter Polizeischutz und ist oft, wie jetzt in Kopenhagen, in Begleitung von Leibwächtern.
 

Karikaturen
Auch Dänemark hatte schon einmal die Wut von Muslimen auf sich gezogen, als vor zehn Jahren die Zeitung "Jyllands-Posten" Karikaturen mit des Propheten Mohammed veröffentlichte. Die hatte Unruhen in der islamischen Welt ausgelöst, bei denen mindestens 50 Menschen ums Leben kamen.

Die dänische Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt sprach am Ort des ersten Anschlags von einem Terrorakt. Der französische Botschafter Francois Zimeray, der an der Vilks-Veranstaltung in einem Kulturcafe teilnahm, sagte, es sei versucht worden, den Anschlag auf "Charlie Hebdo" in Paris zu kopieren. Anfang Jänner waren dabei zwölf Menschen von islamistischen Extremisten getötet worden, durch nachfolgende Taten - unter anderem eine Geiselnahme in einem jüdischen Supermarkt - stieg die Zahl der Todesopfer auf insgesamt 17.

Der französischer Innenminister Bernard Cazeneuve befindet sich Medienberichten zufolge bereits auf dem Weg nach Kopenhagen. Von Marokko kommend sollte Cazeneuve Medienberichten zufolge gegen Mittag dort eintreffen, um Zimeray und die dänische Justizministerin zu treffen.

Faymann verurteilt die Anschläge
EU-Ratspräsident Donald Tusk nannte die erste Tat "einen weiteren brutalen, terroristischer Angriff, der auf unsere fundamentalen Werte und Errungenschaften abzielt - inklusive der Freiheit auf Meinungsäußerung". Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Außenminister Sebastian Kurz (beide ÖVP) verurteilten den Anschlag auf das Schärfste und bekannten sich zur Verteidigung der Meinungsfreiheit.

 Israels Außenminister Avigdor Lieberman forderte unterdessen einen "kompromisslosen Krieg gegen den islamistischen Terror und seine Wurzeln". "Die internationale Gemeinschaft darf sich nicht mehr mit Erklärungen und Demonstrationen gegen den Terror zufriedengeben, sondern muss die Regeln der Politischen Korrektheit aufgeben", verlangte Lieberman am Sonntag auf seiner Facebook-Seite.

 


 
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