Für elf Milliarden

EU-Kommission unterzeichnet Vertrag für Starlink-Konkurrent "Iris2"

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Europa arbeitet mit Hochdruck an seiner technologischen Eigenständigkeit im Weltraum. 

Mit dem Satellitenprogramm "Iris2" soll nicht nur eine unabhängige Infrastruktur für die Kommunikation geschaffen, sondern auch die Sicherheit sensibler Informationen gewährleistet werden. Der Start des Programms markiert einen wichtigen Schritt in Richtung europäischer Autonomie im All.

Europas Antwort auf Starlink 

Die EU-Kommission hat offiziell den Startschuss für das ambitionierte Satellitenprojekt "Iris2" gegeben. Im Rahmen dieses Vorhabens wird ein Netzwerk aus insgesamt 290 Satelliten aufgebaut, das ab dem Jahr 2030 als europäische Antwort auf das privat betriebene Starlink-Netzwerk des US-Milliardärs Elon Musk dienen soll.

Ziel des Projekts ist es, eine sichere Plattform für die Übertragung sensibler militärischer Informationen sowie für die Kommunikation zwischen Regierungen und Staatschefs innerhalb Europas zu schaffen. In Zeiten von Cyberangriffen und geopolitischen Spannungen bietet das Satellitennetzwerk eine stabile und unabhängige Alternative zu herkömmlichen Kommunikationswegen, die anfällig für Störungen oder Abhörversuche sein können.

Konsortium Spacerise übernimmt Verantwortung

Die Entwicklung und der Bau des Iris2-Netzwerks wurden an das europäische Konsortium Spacerise vergeben. Zu diesem Zusammenschluss gehören namhafte Unternehmen wie der luxemburgische Satellitenbetreiber SES, Eutelsat aus Frankreich und Hispasat aus Spanien. Beteiligt sind zudem die Raumfahrt- und Verteidigungssparte von Airbus, die Deutsche Telekom sowie der französische Telekommunikationsanbieter Orange.

Die Kontrollzentren des Netzwerks sollen in strategischen europäischen Standorten errichtet werden: Luxemburg, Toulouse im Süden Frankreichs und Fucino in Italien, etwa 130 Kilometer östlich von Rom. Diese geografische Verteilung gewährleistet einen dezentralen Betrieb und minimiert das Risiko eines Totalausfalls bei technischen oder sicherheitsrelevanten Vorfällen.

Investitionen in die Zukunft: Kosten und Finanzierung

Das Projekt ist mit Gesamtkosten von 10,6 Milliarden Euro eines der bisher größten Vorhaben der EU im Bereich der Raumfahrttechnologie. Die Finanzierung setzt sich aus mehreren Quellen zusammen:

  • EU-Haushalt: Sechs Milliarden Euro stammen direkt aus Mitteln der Europäischen Union.
  • Europäische Weltraumorganisation (ESA): Die ESA steuert rund 550 Millionen Euro bei.
  • Private Investoren: Der verbleibende Betrag wird durch Unternehmen aus dem privaten Sektor getragen.

Diese Investition soll nicht nur die technologische Souveränität Europas stärken, sondern auch wirtschaftliche Impulse setzen. Zahlreiche Zulieferer und Forschungszentren in verschiedenen Mitgliedstaaten profitieren von der Entwicklung und Produktion der Satelliten.

Vorteile für Europa und seine Regionen

Das Iris2-Projekt bietet mehrere Vorteile, die über die reine Sicherheit hinausgehen:

  • Internet in abgelegenen Gebieten: Satelliten können Internetverbindungen in ländlichen oder schwer zugänglichen Regionen bereitstellen, in denen herkömmliche Kabelverbindungen nicht realisierbar sind.
  • Krisenresistenz: Im Falle von Naturkatastrophen oder Angriffen, die terrestrische Kommunikationsinfrastrukturen beschädigen, kann das Netzwerk als zuverlässige Alternative dienen.
  • Europäische Autonomie: Die Abhängigkeit von ausländischen Netzwerkanbietern, insbesondere aus den USA, wird deutlich reduziert.

Die EU-Kommission sieht im Iris2-Programm einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur strategischen Autonomie Europas. Digitalkommissarin Henna Virkkunen betonte: „Das neue Satellitennetzwerk wird Europas kritische Infrastrukturen schützen und sicherstellen, dass auch entlegenste Regionen miteinander verbunden sind.“

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