Der Kaffeekapsel droht das Aus in Europa. Die EU-Kommission hat ein Verbot vorgeschlagen.
Das Verbot sei "weitgehend unbeachtet" von der Öffentlichkeit vorgeschlagen worden, berichtet die "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ). Laut dem Entwurf für ein neues EU-Gesetz zu Verpackungen und Verpackungsabfällen dürften Kaffeekapseln nur noch in Umlauf gebracht werden, wenn sie kompostierbar sind, so die NZZ. Gängige Kapseln aus Aluminium oder Plastik seien damit nicht mehr zulässig.
Die Auswirkungen auf den Markt wären riesig, denn allein in Deutschland und Österreich sind beispielsweise 30 bis 40 Prozent der Haushalte mit Kapselmaschinen ausgerüstet, rechnet die NZZ vor. Nespresso und andere Anbieter müssten ihr Kapselgeschäft in der EU völlig neu ausrichten.
Verbot trotz guter Energie-Bilanz
Kaffeekapseln aus Aluminium oder Plastik gelten als umweltschädlich, weil sie häufig im Müll landen. Forschungsergebnisse aber zeigen, dass Kaffeekapseln bei der Energie- und Umweltbilanz ähnlich oder sogar besser einzustufen sind als andere Zubereitungsarten für Kaffee.
US-Wissenschaftler haben etwa in der Fachzeitschrift "Journal of Industrial Ecology" im Jahr 2017 erstmals den ökologischen Fußabdruck verschiedener Zubereitungsarten umfassend analysiert. Sie kamen zu dem Schluss, dass "entgegen der landläufigen Meinung Kaffeekapseln wohl die umweltfreundlichste Option" sind.
Laut der neuesten, noch nicht in einer Fachzeitschrift publizierten Studie kommen kanadische Forscher zu dem Schluss, dass der klassische Filterkaffee in Kanada den größten Klima-Fußabdruck (ausgedrückt in CO2-Äquivalenten) hat – gefolgt von Kaffeepresse (Anm. French Press) und Kaffeekapseln. Am besten schneidet löslicher Kaffee ab.
In der kanadischen Studie landete Filterkaffee auf dem letzten Rang, weil es für diese Zubereitungsart das meiste Kaffeepulver pro Tasse und viel Energie für das Aufheizen und Warmhalten des Wassers brauchte. Kaffeekapseln schneiden laut den Studienautoren vergleichsweise gut ab.
Nestlé will sich gegen Verbot wehren
Noch ist offen, ob das vorgeschlagene Verbot den Gesetzgebungsprozess in Parlament und EU-Rat überstehen wird. Der Branchenverband "European Coffee Federation", dem auch Nestlé angehört, will sich gegen das EU-Vorhaben wehren.
Der Verband argumentiert, dass mit einem Verbot von Alu- und Plastikkapseln aus Umweltsicht nichts gewonnen wäre. Zudem seien kompostierbare Kapseln keine Patentlösung, weil auch für sie erst eine Recycling-Infrastruktur aufgebaut werden müsste.