Unter 1,34 Dollar
Euro befindet sich mächtig auf Talfahrt
22.04.2010
Griechische Schulden sind weitaus höher. Der Euro steht unter Druck.
Die erneute Zuspitzung der griechischen Haushaltsmisere hat den Euro am Donnerstag auf Talfahrt geschickt. Die Gemeinschaftswährung brach zu Mittag nach Bekanntwerden neuer Details zur Verschuldung des südeuropäischen Landes fast einen US-Cent auf 1,3335 Dollar ein. "Es ist eine massive Spekulation über eine potenzielle Zahlungsunfähigkeit Griechenlands im Gang", sagte Stefan Schilbe, Chefvolkswirt bei HSBC Trinkaus. Nach Einschätzung der Devisenanalysten der Commerzbank will der Markt, dass Griechenland, die Europäische Union (EU) und der Internationale Währungsfonds (IWF) ihre Karten auf den Tisch legen.
Einer Schätzung des europäischen Statistikamtes Eurostat zufolge lag die Neuverschuldung Griechenlands im Vorjahr bei 13,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die Regierung in Athen war bisher von 12,7 Prozent ausgegangen - und hatte damit im Vorjahr bereits die Prognose ihrer Vorgänger deutlich angehoben und die Diskussion um die Zahlungsfähigkeit Griechenlands ausgelöst. Devisenhändlern zufolge sorgte für weitere Verunsicherung, dass Eurostat Vorbehalte über die Qualität der vorliegenden Daten anmeldete. Unruhe schürte auch, dass das irische Budgetdefizit mit 14,3 Prozent des BIP deutlich höher als erwartet lag. "Da ist in der Euro-Zone wohl noch mehr in der der Pipeline, die Probleme bleiben nicht auf Griechenland beschränkt", kommentierte ein Devisenhändler.
Nach Schilbes Einschätzung kann Griechenland dem Druck der Märkte nicht mehr lange standhalten. "Ich wäre nicht überrascht, wenn die Regierung in Athen bereits am Wochenende ein Hilfeersuchen für das Rettungspaket von EU und IWF stellen würde." Die Auszahlung der Hilfsgelder und die Umsetzung der Sparmaßnahmen könnte aber zur Beruhigung an den Märkten beitragen. "Wichtig ist, dass die Marktspekulation bald gebrochen wird."
Am Donnerstag wuchs jedoch das Misstrauen gegenüber griechischen Staatspapieren weiter an. Der Risikoaufschlag (Spread) zehnjähriger griechischer Staatsanleihen im Vergleich zur entsprechenden Bundesanleihe stieg auf ein Zwölf-Jahres-Hoch von 564 Basispunkten. Damit müsste die Regierung in Athen Investoren für neue Anleihen mit einem Zins von mehr als 8,5 Prozent anlocken, was eine weitere Belastung für den Staatshaushalt wäre.
Die fünfjährigen Kreditderivate (CDS) zur Absicherung von Krediten an Griechenland gegen einen Ausfall verteuerten sich laut dem Datenanbieter CMA Datavision zufolge auf ein Rekordniveau von 565 Basispunkte und lagen damit höher als in jedem anderen europäischen Land. Bisher waren die CDS der Ukraine in Europa am teuersten.
Gefragt waren bei Anlegern die als relativ sicher geltenden Papiere Deutschlands. Der Bund-Future legte 35 Ticks auf ein Kontrakthoch von 124,11 Zähler zu. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe sank auf 3,052 Prozent.