Fast 1.000 Verdächtige festgenommen
Europas größtes Verbrecher-Netzwerk gesprengt
09.07.2020Fast 1.000 Verdächtige in mehreren Ländern wurden festgenommen. Es ging um abenteuerliche Summen Geld, um tonnenweise Rauschgift und Waffen.
Der Polizei gelang der vielleicht größte Schlag gegen organisierte Kriminalität in Europa. Die Beamten nahmen bereits 1.000 Verdächtige in England, Frankreich, den Niederlanden, in Schweden und Norwegen fest – und viele weitere dürften noch folgen. Es ging um abenteuerliche Summen Geld, um tonnenweise Rauschgift und Waffen.
Der Ermittlungserfolg geht vor allem auf den Zugriff der Behörden auf EncroChat-Telefone zurück. Die Kommunikation mit diesen Handys galt als anonym und perfekt verschlüsselt. EncroChat, sagt der Profiler Mark T. Hofmann, sei "so etwas wie das WhatsApp des organisierten Verbrechens", wie "Bild" berichtet. Die ideale Lösung, um Straftaten zu verabreden.
Warnung kam zu spät
Die Gangster wussten, dass etwas faul war. Denn sie verschickten am 12. Juni eine Nachricht an 60.000 Nutzer des Telekommunikations-Dienstes "EncroChat": "Zerstört Eure Geräte!" Aber die Warnung kam zu spät, weil sich die Polizei längst in die Telefone Tausender Krimineller gehackt hatte. Sie hatten ihre Nachrichten gelesen und ihre Fotos angeschaut.
Der Reihe nach klickten die Handschellen. Auftragskiller wurden auf dem Weg zu ihren Opfern festgenommen. Sondereinsatzkommandos stürmten Häuser in London, Manchester und Rotterdam. Plötzlich nahm man zahlreiche Schwerverbrecher in kurzer Zeit fest. Die Beweise hatte man über "EncroChat" gesammelt.
- England: Hier wurden 746 Verdächtige verhaftet. 60 Mio. Euro beschlagnahmt, zwei Tonnen Drogen, 77 Schusswaffen, 55 Luxusautos, 73 teure Uhren.
- Niederlande: Zwei Dutzend Wohnungen, Häuser und Lagerhallen wurden durchsucht. Außer der Folterkammer in Wouwse Plantage fand sie 19 Drogenlabore, 20 Mio. Euro in bar und acht Tonnen Kokain. Mehr als 100 Verdächtige wurden festgenommen.
Und die Ermittler versprechen, dass das erst der Anfang gewesen sei. "Weitere Verhaftungen werden folgen", sagt Polizeisprecher Andy Kraag in Wouwse Plantage.