Facebook-Kampagne

Ex-Ministerin will BP stoppen

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BP wird inzwischen weltweit im Internet an den Pranger gestellt. In Österreich ruft Ex-Ministerin Andrea Kdolsky zum Boykott auf.

Die Ölpest ist im Netz gelandet: Die weltweite Boykott-Welle gegen den Ölkonzern BP hat auch Österreich erreicht. Vier „Gruppen gegen BP“ gibt es auf Facebook, die erfolgreichste wurde von Ex-Gesundheits- und Familienministerin Andrea Kdolsky (ÖVP) ins Leben gerufen. „Wir tanken nicht mehr bei BP“ ist der Titel der Gruppe, 2.414 Mitglieder hat sie inzwischen.

„Es soll ein digitaler Aufschrei gegen die Machenschaften von BP sein“, sagt Kdolsky zu ÖSTERREICH, „angesichts dieser Katastrophe dürfen wir jetzt nicht zur Tagesordnung übergehen.“

BP-Image im Keller, Autofahrer reagieren
„Bevor ich jemals wieder bei BP tanke“, schreiben Facebook-User, „schieb ich mein Auto lieber.“ Oder: „Wir haben genug von geldgierigen Managern, die unsere Welt in einen Sauhaufen verwandeln.“

Konkret klagt Kdolsky die lasche Informationspolitik des Konzerns an: „Wochenlang haben sie die Katastrophe zynisch heruntergespielt, redeten von einem harmlosen Rinnsal.“

Selbst jetzt, nachdem die Ölpest zur größten Umweltkatastrophe der Menschheitsgeschichte geworden ist, wird nicht entschlossen genug gehandelt: „Sie könnten sprengen, doch das würde die gewaltige Ölquelle für immer versiegeln, und das wollen sie nicht.“

Kampagnen auf Twitter und Facebook
Zehntausende Seiten gegen BP gibt es weltweit bereits im Netz. Auch mit dem Kurzmitteilungsdienst Twitter wird heftig Stimmung gegen den Konzern gemacht. Das berühmteste Beispiel ist ein Satiriker namens „Leroy Stick“. Er ahmt die PR-Sprache von BP nach, sein Feed hat 140.000 Nutzer, ein enormer Erfolg. Boykott-Unterstützer Josef Neumayr: „Man muss einfach etwas tun. Man darf sich den Großkonzernen nicht hilflos ausliefern.“

Einige User schließen sich zwar den Protestaufrufen gegen BP an, lehnen einen Tankstellenboykott aber ab: „Weil’s mit den Pächtern die Falschen trifft“, schreibt etwa der User Roland Achatz. Oder: „Wer zahlt die Aufräumarbeiten, wenn BP pleite ist?“

Die Fülle an Kampagnen gegen den Multi zeigt, dass die Menschen mehr Informationen über das wahre Ausmaß dieser Jahrhundertkatastrophe haben wollen: „Sie nutzen diese neuen Nachrichtenkanäle“, sagt Andrea Kdolsky, „weil sie dem Wahrheitsgehalt der Konzernsprecher nicht mehr glauben.“

ÖSTERREICH: Sie haben via Facebook eine Boykott-Aktion gegen BP gestartet – warum?

Andrea Kdolsky: Weil wir mit einer unglaublichen Naturkatastrophe konfrontiert sind, und – nach einem ersten Schock – schon wieder Gleichgültigkeit eingetreten ist. Wir finden uns mit diesem Schicksal ab, gehen zum Tagesgeschehen über. Das will ich nicht zulassen, das darf nicht geschehen. Facebook bietet eine gute Plattform für solche Aktionen. Längst hätte schon die ganze Welt zusammentreten müssen, um diese Katastrophe zu beenden, geschehen aber ist nichts. Deshalb der digitale Aufschrei im Netz zum Totalboykott von BP.

Österreich: Gäbe es überhaupt Möglichkeiten, das Loch zu stopfen?

Kdolsky: Soweit mir bekannt, ja. Man könnte etwa eine Sprengung durchführen, das hätte aber zur Folge, dass das Ölfeld versiegelt wäre und nicht weiter ausgebeutet werden kann. Davor schrecken diese Geschäftemacher aber zurück.

Österreich: Was werfen Sie BP konkret vor?

Kdolsky: Dass sie jahrelang alle Sicherheitsbedenken über Bord geworfen haben und Mängel nicht behoben haben. Wenn ich schon so tief bohre, dann muss ich mir auch über die extremen Gefahren bewusst sein. Sich heute hinzusetzen und zu sagen, dass es durch den enormen Druck und Gegendruck in dieser Tiefe unmöglich ist, gewisse Rettungsmaßnahmen durchzuführen – das hätten die Herren Manager auch schon früher wissen können. Da wurde eklatant an der Realität vorbeigewirtschaftet, Gefahren bewusst verdrängt.

Österreich: Sind Sie jetzt eine Öko-Aktivistin?

Kdolsky: Beim besten Willen nicht, ich will diesen Öko-Anspruch auch gar nicht erheben. Mir ist auch klar, dass wir in Zukunft nicht alle zu Fuß gehen werden, oder mit dem Elektro-Fahrrad fahren. Ich möchte bloß Kräfte bündeln, um gegen ein riesiges Verbrechen gegen unsere Umwelt zu demonstrieren – Facebook bietet die Möglichkeit dazu. Schade eigentlich bloß, dass die klassischen Öko-Gruppierungen dies bisher noch nicht getan haben.

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