Das Buch des Ex-Polizisten Nick Hein gibt erschreckende Einblicke.
Die Silvester-Übergriffe von Köln jähren sich in wenigen Tagen zum ersten Mal. Der Schock über die Brutalität der Sex-Attacken steckt vielen noch in den Knochen. Fast 12 Monate nach den massenhaften Übergriffen auf Frauen in der Kölner Silvesternacht hat die deutsche Justiz nur wenige Täter ermittelt und verurteilt. Viele Verfahren wurden eingestellt, weil kein Tatverdächtiger ermittelt werden konnte.
Urteile gab es bisher gegen sechs Beschuldigte, wie aus einer veröffentlichten Antwort des nordrhein-westfälischen Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage der FDP hervorgeht.
Ex-Polizist packt aus
Ein ehemaliger Kölner Polizist packt jetzt aus und veröffentlichte ein Buch über die Sex-Attacken in Köln. Sein hartes Urteil: „Es sind immer die gleichen Straftäter“. Auf Nachfrage meint Nick Hein damit vor allem straffällige Asylweber, die wenn sie tatsächlich bei einer Straftat erwischt werden, meist glimpflich davonkommen. „Einer der größten Frustrationspunkte ist, dass man als Polizist immer wieder die gleichen Straftäter antrifft und dass unser Rechtssystem einfach nicht sicherstellt, dass diese Personen endlich mal hinter Gittern landen“, so Heim im Focus-Interview.
Straftäter kommen glimplfich davon
„Am Kölner Hauptbahnhof haben wir es seit längerer Zeit mit nordafrikanischen Intensivtätern zu tun, die serienweise Diebstähle begehen. Wenn wir einen von denen erwischt haben, hat er uns sein Formular gezeigt, wonach er in einem Flüchtlingsheim gemeldet ist. Er hatte also auf dem Papier einen festen Wohnsitz. Der Richter hat deshalb abgelehnt, ihn in Haft zu nehmen. Aber diese Personen sind oft seit Wochen nicht mehr in diesen Heimen gewesen. Einen dieser Diebe habe ich am nächsten Tag dabei entdeckt, wie er wieder klauen wollte. Rotzfrech und schamlos.“
Gleichzeitig nimmt er sich aber auch die einheimischen Straftäter zur Brust: „Das betrifft im Übrigen nicht nur ausländische Täter, sondern auch deutsche“, gibt der frustrierte Ex-Polizist zu denken.
Tabubruch
Der Ex-Beamte bricht mit seiner Beichte ein Tabu, denn viele seiner ehemaligen Kollegen trauen sich erst gar nicht die Missstände am System zu kritisieren, aus Angst ihren Job zu verlieren. Im Interview gibt Hein Einblick in das Innenleben eines frustrierten Berufstands:
„Die Kollegen sind massiv frustriert. Sie sind überlastet, die Dienststellen unterbesetzt. Und dann kommt so etwas wie Silvester dazu: Damit sich die Ereignisse vom vergangenen Jahr nicht wiederholen, wird viel mehr Personal eingesetzt. Dafür müssen die Kollegen aber ihre Urlaube streichen und Überstunden schieben. Sie fühlen sich hängengelassen und fragen sich: Was muss noch passieren, damit sich etwas ändert?“
Auch die Politik bekommt ihr Fett ab: „Außerdem ergreift die Politik selbst nach Ereignissen wie der Kölner Silvesternacht nicht die richtigen Maßnahmen. Das ist wahnsinnig frustrierend.“
Doch Hein möchte mit dem Buch seinen Ex-Kollegen auch Mut zusprechen. „Ich erinnere mich gerne an die positiven Erlebnisse, wenn man einen Täter geschnappt hat und man in die glücklichen Augen von Opfern blickt. Das schafft bis heute Verbundenheit, ich fühle mich bis heute als Polizist. Man schützt unseren Rechtsstaat.“, so Hein gegenüber Focus.