Kampf um Parlament wird laut der Nachwahlbefragung zum spannenden Thriller.
Die britischen Konservativen könnten bei der Unterhauswahl am Donnerstag die absolute Mehrheit im Parlament verlieren. Nachwahlbefragungen sahen die Partei von Premierministerin Theresa May bei nur 314 der 650 Sitze, wie die BBC nach Wahlschluss berichtete. Notwendig für die absolute Mehrheit wären aber mindestens 326 Mandate.
Rückschlag für May
Die Regierungschefin wollte mit der vorgezogenen Neuwahl die absolute Mehrheit der Konservativen im Unterhaus eigentlich ausbauen und sich so Rückendeckung für die Brexit-Verhandlungen geben lassen. Bisher hatten die Tories im Unterhaus 330 Mandate. Ein Unterhaus ohne absolute Mehrheit ("hung parliament") gilt in der britischen politischen Tradition als nicht wünschenswert. Zuletzt war dies nach der Wahl 2010 der Fall.
Laut den Befragungen dürfte die oppositionelle Labour Party 266 Sitze erhalten und damit 37 Parlamentarier dazugewinnen. Die Daten sagten weiters für die Scottish National Party 34 und für die Liberaldemokraten 14 Sitze voraus.
Koalitionschaos nach Wahlbeben
Der frühere Finanzminister George Osborne sagte am Donnerstagabend in einer ersten Reaktion, die Prognose sei für seine konservative Parteikollegin May "komplett katastrophal". Das britische Pfund gab im Vergleich zum Euro ungewöhnlich deutlich um 1,5 Prozent nach.
Für weitere Regierungsarbeiten wäre dieses Ergebnis eine Katastrophe. Sollte May keine Mehrheit bilden können, dann droht den Briten ein "hung parliament". Die Konservativen müssen dann eine Koalition eingehen und dies sehen Experten als äußerst schwieriges Vorhaben an. Britische Medien sahen eine Zusammenarbeit mit den Liberal-Demokraten als möglich. Die Partei erteilte aber bereits eine Absage. Sie würde es "sehr schwierig finden", erneut einer Koalition beizutreten, sagte der frühere Parteichef Menzies Campbell am Donnerstagabend.
Die Liberaldemokraten hatten 2010-2015 in der ersten Koalitionsregierung Großbritanniens seit dem Zweiten Weltkrieg gemeinsam mit den Konservativen von David Cameron regiert. In der darauffolgenden Wahl hatten sie eine katastrophale Niederlage erlitten und 49 ihrer zuvor 57 Sitze verloren. "Wir haben uns an einer Koalition die Finger verbrannt, das brauche ich Ihnen nicht zu sagen", betonte Campbell gegenüber der BBC. Auch der derzeitige Vorsitzende Tim Farron habe sich bereits entsprechend geäußert, erinnerte er.
Für die Premierministerin Theresa May wäre ein solches Ergebnis ein Schlag ins Gesicht. Noch im April ist sie mit einem Vorsprung von 25 Punkten in den Wahlkampf gestartet. Viele äußern jetzt bereits erste Rücktritt-Rufe in Richtung May.
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