Blutbad bei Film-Premiere
Experte: So tickt der "Batman"-Killer
20.07.2012
Irrer schießt wahllos 12 Menschen nieder: Kein gewöhnlicher Amokläufer.
Auch wenn noch kaum Hintergründe über das Blutbad bei einer Premiere des neuen Batman-Films in den USA bekannt sind, unterscheidet sich die Tat auf den ersten Blick doch von anderen Amokläufen. Der Schauplatz von Amokläufen ist etwa in der Regel ein Ort, mit dem der Täter sozial eng verwoben ist, wie etwa die Schule oder der Arbeitsplatz und keine anonyme Massenveranstaltung. "Das ist tatsächlich ein sehr außergewöhnliches und a-typisches Vorgehen", sagte Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen in Deutschland, am Freitag.
Auch dass der mutmaßliche Täter überlebt hat, ist eine Ausnahme. "Der persönliche Showdown ist meist miteingeplant. Es ist ein erweiterter Selbstmord", so Pfeiffer. In den USA würde die Polizei laut dem Kriminologen zudem dazu tendieren, überlebende Täter an Ort und Stelle "hinzurichten".
Die Ursache für Amokläufe besteht laut Pfeiffer stets aus der gleichen Mixtur: "Ohnmacht, Misserfolge, Isolation und gescheiterte Lebensentwürfe". "Außerdem haben die Täter ein beinahe erotisches Verhältnis zu Waffen", sagte der Kriminologe. Das Gefühl der Stärke, das sie durch die Waffe erhalten, würde ihr angeschlagenes Selbstbewusstsein wieder aufrichten. "Hinzu kommt, dass er kaum jemanden hat, mit dem er sich über die Probleme, die ihn belasten, aussprechen kann", sagte Pfeiffer.
Killer-Spiele
Aus der Isolation heraus entstehe dann sehr häufig eine intensive Auseinandersetzung mit Tötungsfantasien
in der virtuellen Welt der Computerspiele. "Das alleine würde niemals reichen", betonte Pfeiffer. Durch das wiederholte virtuelle Töten würden gefährdete Personen aber auch in der realen Welt zunehmend abgestumpft gegenüber Gewaltakten werden. Der norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik habe sich etwa nach eigenen Angaben mit einem Computerspiel, in dem ein Amoklauf simuliert wurde, "fit" für sein Massaker gemacht.
Kindheit
Es gibt noch eine weitere Gemeinsamkeit in den Biografien von Amokläufern: Sie hatten in der Regel eine lieblose, kalte Kindheit, in der es auch zu körperlichen Übergriffen gekommen ist. "Kein Amokläufer hatte eine tolle, geborgene Kindheit mit Eltern, die ihm Lust aufs Leben gemacht haben und die ihn beim Ausleben seiner Hobbys unterstützt haben", so Pfeiffer.
Am Ende stehe bei dem Täter immer der Wunsch, einmal Herr über Leben und Tod zu sein, um die Ohnmacht, die ihn im Alltagsleben prägt, zu kompensieren. "Die Supermacht genießen, die Panik in den Augen der Gegenüber, die zu flüchten versuchen - das alles soll entschädigen für die vielen Demütigungen und Niederlagen, die er vorher erlebt hat. Es ist eine sich aufschaukelnde Dynamik von Belastungsfaktoren, die Amokläufer kennzeichnet", so der Kriminologe.