US-Wahl

Experte: Trump ist ein "Möchtegern-Faschist"

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Federico Finchelstein: Republikanischer Kandidat "verkörpert eine extreme Version des Populismus"

Der Historiker Federico Finchelstein hat sich in seinen Forschungen auf Extremismus und Faschismus spezialisiert und den US-Präsidentschaftswahlkampf analysiert. Vor kurzem veröffentlichte er das Buch "The Wannabe Fascists - A Guide to Understanding the Greatest Threat to Democracy" (Die Möchtegern-Faschisten - ein Leitfaden zum Verständnis der größten Bedrohung für die Demokratie).

Im Interview mit der Nachrichtenagentur AFP gibt Finchelstein Einschätzungen zum Verhalten des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump: Dieser sei einst als Populist gestartet und dann nach und nach immer extremer geworden.

Wie extremistisch ist Trump ?

"Er verkörpert eine extreme Version des Populismus, die sich dem Faschismus annähert", sagt Finchelstein. Der Historiker definiert vier Schlüsselelemente des Faschismus: politische Gewalt, Propaganda und Desinformation, Fremdenfeindlichkeit und diktatorische Führung.

Diese Merkmale könnten im Populismus vorhanden sein, seien aber im Faschismus viel ausgeprägter, wobei Adolf Hitler den extremsten Fall darstelle, sagt der New Yorker Historiker. "Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber es ist schon ein Warnsignal, dass wir diese Frage überhaupt in Betracht ziehen. Es besteht die Gefahr, dass Trump tatsächlich so autoritär wird, wie er sich das wünscht."

Warum wird Trump von US-Bürgern gewählt?

"Es gibt viele Menschen in den Vereinigten Staaten, die mit der Wirtschaft oder den Veränderungen, die das Land durchläuft, unzufrieden sind. Und bisweilen führt eine Kombination von Missständen dazu, dass die Menschen einen autoritären Politiker wählen", sagt Finchelstein, der an der New School for Social Research in New York tätig ist.

Dabei übersähen seine Wähler, dass Trump lediglich Zaubertricks zur Lösung realer Probleme anbiete - und dass er "seinen Willen für wichtiger hält als die Realität".

Sind seine Anhänger Extremisten?

Ein großes Problem bestehe darin, dass sich Trumps Stammwähler inzwischen offenbar an seine rechtsextreme Rhetorik gewöhnt hätten, sagt Finchelstein. "Das eigentliche Problem ist die Art und Weise, wie dieser Extremismus in der Gesellschaft normal wird, oft in den Medien, aber schließlich auch bei den Wählern", sagt der Historiker. "Früher gehörte das in den Giftschrank der Politik, nun ist das plötzlich nicht mehr so."

Die Öffentlichkeit habe es mit einem Kandidaten zu tun, der Massenabschiebungen plant, weil Migranten seiner Ansicht nach "schlechte Gene" ins Land bringen. "Das ist definitiv extrem."

Wie weit würde Trump bei einem Wahlsieg gehen?

"Wir haben es mit einem Möchtegern-Faschisten zu tun. Aber die Frage bleibt, inwieweit er in der Lage sein wird, all die Dinge zu tun, die er gerne tun würde", sagt Finchelstein. Dass der Wahlausgang überhaupt knapp sein werde, sei "das Ergebnis der Krise der amerikanischen Demokratie".

Der Historiker verweist auf das Beispiel des ehemaligen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro, der nach seiner Wahlniederlage 2022 in seinem Land ein ähnliches Szenario anzettelte wie Trump 2020 in den USA.

Bolsonaro wurde nach dem versuchten Staatsstreich vom Januar 2023 wegen Amtsmissbrauchs schuldig gesprochen. Die brasilianische Justiz entzog dem rechtsextremen Ex-Präsidenten für acht Jahre die politischen Rechte, so dass er nicht mehr kandidieren kann.

Trump hingegen ist im Zusammenhang mit den Ereignissen vom 6. Januar 2021, als seine fanatischen Anhänger das Kapitol in Washington stürmten, zwar angeklagt, doch nicht verurteilt - und er kann unbehelligt kandidieren.

"Entweder hat die Justiz hier nicht funktioniert oder es war zu spät. Wie kann es sein, dass jemand mit derart vielen rechtlichen Problemen kandidieren darf?", fragt Fichelstein. "Der Aufstand vom 6. Januar war technisch gesehen ein (versuchter) Staatsstreich. Es stellt sich allerdings die Frage, wie oft er überhaupt als solcher bezeichnet wurde."

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