Sechs Tote bei Anschlag

Explosion in Istanbul: Foto soll Attentäterin zeigen

13.11.2022

Eine Verdächtige habe eine Bombe gezündet, sagte Vizepräsident Fuat Oktay am Sonntagabend - ohne weitere Einzelheiten zu nennen.

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Istanbul. In der türkischen Metropole Istanbul hat sich am Sonntag ein Terroranschlag mit mehreren Toten ereignet. Eine Verdächtige habe eine Bombe gezündet, sagte Vizepräsident Fuat Oktay am Sonntagabend - ohne weitere Einzelheiten zu nennen. Die Zahl der bei dem Anschlag in der belebten Einkaufsstraße Istiklal verletzten Menschen gab er mit 81 an - zuvor war noch die Rede von 53 Verletzten gewesen. Sechs Menschen kamen ums Leben. Hinweise auf österreichische Opfer gab es nicht.

Foto soll Attentäterin zeigen 

In den sozialen Netzen kursiert ein Foto, dass eine Frau mit schwarzem Kopftuch zeigt, die mit einem schwarzen Rucksack auf der Istiklal-Strasse geht. Nach Vermutungen der User dürfte es sich dabei um die mutmaßliche Attentäterin handeln. Sie soll Rucksack kurz vor der starken Explosion in der Nähe eines Blumentopfes deponiert haben und danach verschwunden sein. 

Kommunikationsminister Fahrettin Altun würden derzeit Aufnahmen von Überwachungskameras vor Ort ausgewertet. Die Ermittlungen sollen Erkenntnisse zu den Hintergründen der Tat liefern.  

 

Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte kurz zuvor erklärt, es handle sich bei der Explosion um einen "hinterhältigen Anschlag". Definitiv von Terrorismus zu sprechen, sei vielleicht falsch, schränkte er ein. Aber der Gouverneur der Metropole, Ali Yerlikaya, habe ihm gesagt, es liege ein "Geruch von Terror" in der Luft, so Erdogan weiter. "Die Verantwortlichen werden die Strafe bekommen, die sie verdienen", fügte er hinzu. Istanbul und andere türkische Städte waren in der Vergangenheit wiederholt von politisch motivierten Anschlägen militanter kurdischer oder islamistischer Gruppen erschüttert worden.

Vorläufige Nachrichtensperre verhängt

Die Detonation hatte sich laut Yerlikaya um 16.20 Uhr Ortszeit (14.20 Uhr MEZ) zugetragen. Rettungskräfte und Polizei waren in großer Zahl am Ort im Einsatz, berichtete der staatliche Sender TRT. Hubschrauber überflogen das Stadtviertel Beyoglu und angrenzende Stadtteile. Die Rundfunkbehörde verhängte eine vorläufige Nachrichtensperre, damit es nicht zu Panik in der Bevölkerung kommt. Auf Bildern, die über die sozialen Medien verbreitet wurden, waren zerborstene Scheiben und auf dem Boden liegende und mit Blut überströmte Menschen zu sehen. Passanten sollten die Gegend meiden.

© AFP/APA

Die Straße ist ein touristischer Hotspot im Zentrum des europäischen Teils der türkischen Metropole, die auch sonntags häufig stark besucht wird. Es war unklar, ob auch Österreicher unter den Opfern waren. Wie es aus dem Außenministerium auf APA-Anfrage hieß, lagen diesbezüglich noch keine Informationen vor. Die Erkundigungen durch das Generalkonsulat in Istanbul seien aber noch im Gange.

Van der Bellen, Nehammer und Rendi-Wagner kondolieren

Umgehend gab es zahlreiche internationale Beileidsbekundungen, auch aus Österreich. "Angesichts der schrecklichen Explosion diesen Nachmittag im Herzen von Beyoglu sind meine Gedanken bei den Familien der Opfer", schrieb Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf Twitter. Ähnlich äußerte sich auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), der von einer "fürchterlichen Explosion" sprach und den Verletzten rasche Genesung wünsche. "Ich hoffe, dass die Hintergründe schnellstmöglich aufgeklärt werden können", so Nehammer am Sonntagabend auf Twitter. Das Außenministerium schrieb auf Twitter von "grauenvollen Nachrichten" aus Istanbul und übermittelte den Verletzten ebenfalls Genesungswünsche. Ihr "tiefes Mitgefühl" den Opfern und deren Familien bekundete im selben Medium auch die Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses im Parlament, SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner.

"Erschüttert" zeigte sich auch der deutsche Präsident Frank-Walter Steinmeier. "In diesem Moment des Schocks stehen wir Deutsche an der Seite der Bürgerinnen und Bürger Istanbuls und des türkischen Volkes."

In der Türkei ist es in der Vergangenheit immer wieder zu Anschlägen gekommen - auch im Zentrum Istanbuls. 2016 hatte sich etwa ein Selbstmordattentäter auf der Istiklal in die Luft gesprengt und vier Menschen getötet, 39 weitere wurden verletzt. Nach Angaben der türkischen Regierung hatte der Attentäter Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die Gruppe selbst bekannte sich damals nicht zu der Tat. Im selben Jahr waren bei einem Selbstmordattentat des IS im historischen Zentrum Istanbuls zwölf Deutsche getötet worden. Auch die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK verübt immer wieder Anschläge in der Türkei.

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