Mord an drei Buben
Deutscher Serienmörder ist gefasst
15.04.2011
Zehn Jahre lang suchte die Polizei "den schwarzen Mann". Jetzt wurde er gefasst.
Fast 20 Jahre nach seiner ersten Tat ist der als "Maskenmann" bekanntgewordene Serienmörder und Kinderschänder offenbar gefasst: Ein 40-jähriger Lehramtsanwärter und Betreuer aus Hamburg gestand nach Angaben der Ermittler vom Freitag, seit 1992 drei Buben im Alter von acht bis 13 Jahren getötet zu haben, darunter den neunjährigen Dennis K. aus Osterholz-Scharmbeck. Der Mann gab außerdem den Missbrauch mehrerer Kinder zu.
Sozial eher unauffällig
Auf das Konto des am Mittwoch in Hamburg festgenommenen und als "sozial unauffällig" beschriebenen Verdächtigen könnte damit eine jahrzehntelange Verbrechensserie gehen, bei der sich der Täter seiner Opfer in Zeltlagern, Schullandheimen und Einfamilienhäusern bemächtigte. Den Namen "Maskenmann" gaben Medien dem Gesuchten nach Veröffentlichung eines entsprechenden Phantombildes.
Morde auch im Ausland
Die Ermittler wollen nun prüfen, ob der in Bremen geborene und seit zehn Jahren in Hamburg lebende Mann für weitere Morde und Sexualtaten infrage kommt: Der Verbrechensserie werden zwei weitere Morde an Buben in Frankreich und den Niederlanden sowie insgesamt rund 40 Fälle sexuellen Missbrauchs zugerechnet.
Der Verdächtige gab den Ermittlern zufolge zu, 1992 den 13-jährigen Stefan J., 1995 den achtjährigen Dennis R. und 2001 Dennis K. getötet zu haben. Mit den Gewaltverbrechen 1998 an einem Burschen in den Niederlanden und 2004 an einem weiteren Schüler in Frankreich wolle der 40-Jährige "nichts zu tun haben", sagte der Leiter der Soko "Dennis", Martin Erftenbeck.
Haftbefehl
Laut Staatsanwaltschaft erließ das Amtsgericht Stade am Donnerstagabend Haftbefehl gegen den mutmaßlichen Täter, der nun in einem Gefängnis in Niedersachsen in U-Haft sitzt. Mit dem Beginn des Prozesses gegen ihn rechnen die Strafverfolger noch in diesem Jahr.
Hilfsbereit, zurückhaltend
Auf die Spur des als hilfsbereit und zurückhaltend beschriebenen Verdächtigen kamen die Ermittler durch eine neue Zeugenaussage. Nachdem die Fahnder im Februar mit weiteren Details zum Fall Dennis K. an die Öffentlichkeit gegangen waren, meldete sich das Opfer einer Missbrauchstat von 1995, bei der sich der Serientäter in einem Wohnhaus in Bremen eines Buben bemächtigt hatte. Das damalige Missbrauchsopfer berichtete, es sei mehrere Monate vor der Tat bei einer Jugendfreizeit von einem Betreuer in auffälliger Weise über seine Wohnsituation zu Hause ausgefragt worden.
Der Soko "Dennis" gelang es daraufhin, den seinerzeitigen Betreuer als den 40-jährigen Hamburger zu identifizieren. Der Festgenommene war bereits 2007 ins Visier der Soko geraten: Er wurde damals überprüft, nachdem der Soko Sexualstraftaten des Mannes bekanntgeworden waren. Ein Verdacht gegen ihn im Fall Dennis K. habe sich aber seinerzeit nicht ergeben, sagte Erftenbeck. Der mutmaßliche Mörder habe damals "nicht wahrheitsgemäß oder auch ausweichend" auf Fragen der Polizisten geantwortet. "Heute können ihm zahlreiche Aussagen von 2007 widerlegt werden."
Die Fahnder überprüften bei ihren Ermittlungen im Fall Dennis K. nach eigenen Angaben mehr als 1.000 Sexualtäter und gingen mehr als 8.000 Hinweisen nach. Dennis K. war im September 2001 nachts aus einem Schullandheim bei Wulsbüttel verschwunden und zwei Wochen später tot aufgefunden worden. Die ebenfalls ermordeten Stefan J. und Dennis R. waren 1992 aus einem Internat im Landkreis Rotenburg beziehungsweise 1995 aus einem Zeltlager bei Schleswig verschwunden.