Annäherung
Fatah-Massenkundgebung in Gaza
04.01.2013
Ägypten bereitet angeblich Gespräche von Fatah und Hamas vor.
Die Palästinenser-Organisation Fatah hat erstmals eine Massenkundgebung im Machtbereich der rivalisierenden Hamas abhalten dürfen. Im Gazastreifen gingen am Freitag Hunderttausende Palästinenser auf die Straße, um an den Jahrestag der Gründung der Fatah vor 48 Jahren zu erinnern. Die Teilnehmer schwenkten gelbe Fatah-Fahnen - statt der im Küstenstreifen üblichen grünen Flaggen der Hamas.
Spaltung vor Ende
Palästinenser-Präsident und Fatah-Chef Mahmoud Abbas (Abu Mazen) erklärte, die seit fünf Jahren anhaltende Spaltung der Palästinenser-Gruppen werde in Kürze enden. "Bald werden wir unsere Einheit wiedererlangen", sagte Abbas, der selbst nicht an der Feier teilnahm, aber mehrere ranghohe Berater entsandte.
Abbas versprach in der im Fernsehen übertragenen Ansprache zudem die Rückkehr in den Gazastreifen. Die Vereinigung der Palästinenser sei ein wichtiger Schritt, um die israelische Besatzung zu beenden. Ein Hamas-Sprecher erklärte: "Der Erfolg der Kundgebung ist ein Erfolg für die Fatah - und auch für die Hamas." Nicht nur in den versöhnlichen Worten deutete sich eine weitere Annäherung der langjährigen Rivalen an: Die Nachrichtenagentur Reuters erfuhr aus Regierungskreisen in Kairo, Ägypten bereite Gespräche zwischen Fatah und Hamas vor. Versöhnungsversuche zwischen den beiden Gruppen sind bisher gescheitert.
Gestärktes Selbstbewusstsein
Mit der Genehmigung der Kundgebung demonstriert die radikal-islamische Hamas aber auch ihr gestärktes Selbstbewusstsein. Zwar lehnen westliche Staaten die Gruppe weiter ab, die Wahlerfolge der Muslimbrüder in Ägypten geben ihr aber ebenso Auftrieb wie der jüngste bewaffnete Konflikt mit Israel. Den Beschuss von Metropolen wie Tel Aviv wie auch die faktische Anerkennung als Gesprächspartner durch Israel verbuchen die Islamisten als wichtigen Erfolg.
Beide Gruppen grenzen sich aber durch ihre Haltung zu Israel voneinander ab: Die Hamas lehnt eine Anerkennung des jüdischen Staates als auch einen Gewaltverzicht ab. Abbas hat dagegen erklärt, er sei zum Frieden auf Grundlage der Grenzen vor dem Sechs-Tage-Krieg 1967 bereit. Damals besetzte Israel das Westjordanland, Ost-Jerusalem und den Gazastreifen, aus dem die Truppen inzwischen abgezogen sind.