Evakuierungen laufen
Feuer-Hölle auf Rhodos: Bis zu 15 Österreicher noch in Regionen mit akuter Brandgefahr
23.07.2023Evakuierungen laufen: 4.000 bis 5.000 Menschen wurden in verschiedenen Einrichtungen untergebracht.
Rhodos. Auf der griechischen Urlaubsinsel Rhodos sind tausende Urlauber und Bewohner vor dem Flammenmeer eines Waldbrandes in Sicherheit gebracht worden. Ein Regierungsvertreter erklärte, es seien insgesamt etwa 19.000 Menschen aus ihren Häusern und Hotels in Sicherheit gebracht worden. Viele von ihnen verbrachten die Nacht zum Sonntag in Notunterkünften wie Schulen und Sporthallen. Andere mussten im Freien übernachten.
Größte Evakuierungsaktion
"Wir haben jetzt 4.000 bis 5.000 Menschen in verschiedenen Einrichtungen untergebracht", sagte Thanasis Virinis, ein örtlicher Vizebürgermeister, dem Sender Mega. Benötigt würden etwa Matratzen und Bettwäsche. Es handle sich um die größte Evakuierungsaktion, die es jemals in Griechenland gegeben habe, teilte das Büro von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis am Sonntagvormittag mit.
15 Österreicher noch vor Evakuierung
Was betroffene Reisende aus Österreich betrifft, so hieß es vom heimischen Außenministerium am Sonntagnachmittag, dass sich nach aktuellem Wissensstand weniger als 15 Personen noch in Regionen mit akuter Brandgefahr befinden und auf eine Evakuierung warten. "Die österreichische Botschaft in Athen und das Honorarkonsulat in Rhodos stehen mit rund 70 betroffenen Österreicher:innen in Kontakt, die bereits von den griechischen Einsatzteams aus den akuten Brandgebieten evakuiert werden konnten", informierte das Ministerium. Die Lage auf Rhodos bzw. in ganz Griechenland werde mit besonderer Aufmerksamkeit beobachtet, Länderinformationen auf der Website laufend aktualisiert. Betroffene Personen können sich jederzeit an das österreichische Außenministerium oder die Botschaft in Athen wenden.
Ein Sprecher der Feuerwehr sagte dem Sender Skai, die Evakuierten hätten Essen und Wasser erhalten und würden medizinisch versorgt. Die Reiseveranstalter arbeiten demnach eng mit den Behörden vor Ort zusammen und suchen mit Hochdruck nach Lösungen. Für die betroffenen Urlauber seien Sammelpunkte im Norden der Insel geplant, bis die Feuer gelöscht seien. "Oberste Priorität hat der Schutz von Leib und Leben", hieß es weiter. Urlauber, die in den nächsten Tagen nach Rhodos wollten, würden von ihren Reiseveranstaltern kontaktiert und informiert, ob die Reise stattfinden könne.
"Nicht gedacht, dass wir es schaffen würden"
Viele Menschen flohen aus Hotels, als die Flammenfront die Küstendörfer Kiotari, Gennadi, Pefki, Lindos, Lardos und Kalathos erreichte. Auf der Insel kam es teilweise zu dramatischen Szenen: "Wir gingen um zwei Uhr morgens die Straße entlang und das Feuer holte uns ein", sagte eine Touristin auf Sky News und fügte an: "Ich hätte nicht gedacht, dass wir es schaffen würden." Die Frau wurde schließlich mit ihrer elfjährigen Tochter in einer Schule im nördlichen Teil der Insel in Sicherheit gebracht.
Die Feuerwehr kämpfte am Sonntag auf Rhodos mit Unterstützung von Löschflugzeugen und -hubschraubern an drei Fronten gegen die Flammen. Dabei richtete sie Brandschneisen ein. Der Reisekonzern TUI - er hat insgesamt derzeit etwa 39.000 Gäste auf Rhodos - kündigte an, alle Flüge zur Insel seien bis einschließlich Dienstag gestrichen. "Kunden, die sich derzeit auf Rhodos aufhalten, werden mit ihrem geplanten Heimflug zurückkehren", heißt es in einer Erklärung. Die britische Fluggesellschaft Jet2 sagte für Sonntag alle Flüge auf die Insel ab.
Am Samstag hatten Schiffe der Küstenwache und Dutzende Privatboote mehr als 2.000 Touristen von den Stränden in Sicherheit gebracht. Zuvor hatten starke Winde den Brand im südöstlichen Teil der Insel angefacht. Seit Ausbruch des Feuers am Dienstag sind große Waldflächen und mehrere Gebäude ein Raub der Flammen geworden. Der griechische Zivilschutz warnte am Sonntag zudem erneut wegen der anhaltenden Hitzewelle vor einer sehr hohen Waldbrandgefahr in fast der Hälfte des Landes. Dort wurden Temperaturen von bis zu 45 Grad Celsius erwartet.
Brände kommen in Griechenland häufig vor, aber heißere, trockenere und windige Sommer haben in den vergangenen Jahren vermehrt zu Bränden geführt. Durch den Klimawandel werde es häufiger zu Hitzewellen kommen, sagte ein Berater der Weltorganisation für Meteorologie (WMO).
Die höchste Alarmstufe fünf galt neben Rhodos auch für Mittelgriechenland, den Westen und Nordosten der Halbinsel Peloponnes sowie den Großraum Athen und die Insel Euböa. Seit Tagen hat eine starke Hitzewelle mit Temperaturen von über 40 Grad das Land im Griff. Auch zuvor war es bereits länger heiß und trocken.