Russland brennt

Flammenmeer bedroht jetzt AKWs

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Die Brände in Russland werden immer dramatischer: Drei Atomanlagen sind nun bedroht. Ärzte raten dazu, Moskau zu verlassen.

Völlig zerstörte Dörfer, Tausende, die vor den Flammen flüchten, eine Hauptstadt, über der eine dichte Rauchwolke liegt und nun sogar drei Atomkraftwerke, die akut von den Flammen bedroht sind: Seit Wochen hält die schlimmste Hitzewelle in der Geschichte des Landes ganz Russland in Atem. Meteorologen sprechen gar von einer „Jahrtausend-Hitze“. Immer wieder werden neue Wald- und Torfbrände entfacht, vielerorts ist die Lage längst nicht mehr unter Kontrolle. Aktuell gibt es mehr als 500 Brände auf einer Fläche von 200.000 Hektar. Schon jetzt rechnet die russische Landwirtschaft mit Ernteausfällen von mindestens 35 Prozent.

Drei Atomanlagen bedroht.
Zugleich könnte sich die Situation noch weiter dramatisch zuspitzen. In der Umgebung der atomaren Wiederaufbereitungsanlage von Majak, 2.000 Kilometer östlich von Moskau, wurde am Montag der Notstand verhängt. Vorher waren schon die Forschungsanlage Sneschinsk und das Atomwaffen-Forschungszentrum bei Sarow von den Flammen bedroht worden. Erreichen die Flammen die Atomanlagen, droht die Katastrophe. Brennendes und explodierendes radioaktives Material könnte die Region und große Teile Europas auf Jahre hin verseuchen. Und: Eine Entspannung ist vorerst nicht in Sicht. Frühestens ab Mittwoch wird es in Russland wieder kühler.

Wer kann, verlässt Moskau.
Auch die russische Hauptstadt ist dem Flammeninferno längst nicht mehr gewachsen: Nur mehr als kleiner Punkt ist die Sonne am Moskauer Himmel zu erkennen, der Anteil des giftigen Kohlenmonoxids ist derzeit sechsmal höher als erlaubt, kaum jemand verlässt ohne Atemschutzmaske das Haus. „Die Augen tränen schnell, viele leiden unter Reizhusten“, erzählt Österreichs Botschafterin Margot Klestil-Löffler. Immer mehr Menschen klagen über akute Atemnot und Hautausschläge. Ärzte raten jetzt sogar dazu, die Zehn-Millionen-Einwohner-Stadt schnellstmöglich zu verlassen, etliche Diplomaten haben dies bereits getan. Denn: Täglich sterben in Moskau wegen Hitze und Smog 700 Menschen, doppelt so viele wie sonst.

Margot Klestil-Löffler, Botschafterin in Russland, über die Zustände in Moskau.
ÖSTERREICH: Wie ist derzeit die Situation in Moskau?
Margot Klestil-Löffler: Heute früh war die Rauchwolke in der Stadt sehr stark. Es sind generell viel weniger Menschen auf der Straße. Rund die Hälfte trägt bereits Mundschutz.
ÖSTERREICH: Wie erlebt man diesen Smog?
Löffler: Man riecht den Smog sehr stark. Es ist ein beißender Geruch, der in den Augen schmerzt. Die Augen tränen schnell, viele leiden unter Reizhusten. Der Smog ist auch schon in die U-Bahn-Stationen vorgedrungen. Obwohl wir die Fenster geschlossen halten, dringt der Smog auch in die Häuser ein.
ÖSTERREICH: Die ersten Botschaften schließen bereits. Wie lange hält die österreichische Botschaft offen?
Löffler: Wir haben heute geöffnet und werden auch morgen für die Leute da sein. Zwar sind einige auf Urlaub, aber ich schicke niemanden heim. Mitte der Woche soll sich der Wind ändern, die Situation ändert sich hier rasch.
ÖSTERREICH: Wie reagieren die Moskauer auf den Smog?
Löffler: Viele bleiben einfach daheim. Jene, die auf die Straße müssen, schützen sich. Und es gibt Hilfsprogramme der Regierung.
Interview: J. Prüller

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