Der syrische Flüchtling Aras Bacho erklärt, warum er trotz des Hasses im Land nicht in sein Heimatland zurückkehren wird.
Es ist traurig, was für Kommentare mancher deutsche Wutbürger über uns Flüchtlinge im Internet verbreitet. Es ist schon unglaublich, wie oft und wie heftig wir beschimpft werden.
Das Schlimmste, was ich gelesen habe, war folgender Kommentar: "Wir können auch anders mit euch umgehen. Oder habt ihr vergessen, was mit den Juden passiert ist?"
Allen diesen Wutbürgern, die so etwas schreiben, sage ich: Ich werde hier trotzdem nie wieder weggehen. Habt ihr schon einmal nachgedacht, wie es uns Flüchtlingen geht? Natürlich nicht! Viele von uns sind traumatisiert, haben schlimme Dinge erlebt und wünschen sich nichts mehr als Respekt und Liebe.
"Geh zurück nach Syrien", schreibt ihr. "Geh zurück und bau dein Land wieder auf! Wir brauchen euch hier nicht!" Oder ganz einfach: „Verpiss dich!" All das schreibt ihr und würdet euch selbst nicht trauen, in Syrien an den verschiedenen Fronten zu kämpfen. Ihr habt überhaupt keine Ahnung, was dort passiert.
Andere von euch sind etwas vorsichtiger und fordern uns dazu auf, wenigstens nach Syrien zu verschwinden, sobald dort Frieden herrscht. Ihr wünscht euch Frieden, nur um uns loszuwerden, weil es euch nicht passt, dass wir hier sind.
Viele von uns haben sich längst integriert
Liebe Wutbürger, ich erkläre euch mal eines: Ich werde nicht nach Syrien zurückgehen. Nicht jetzt und auch nicht nach dem Krieg. Ich werde überhaupt nicht wieder nach Syrien zurück gehen.
Ihr werft uns vor, dass wir uns nicht anpassen können, aber das ist falsch. Viele von uns haben sich längst integriert. Und wir tun das, weil wir uns hier wohl fühlen. Ihr wollt einfach nicht, dass wir uns anpassen. Natürlich ist Syrien mein Mutterland und nur weil ich hier in Deutschland bin, heißt das nicht, dass ich mir nicht Freiheit für mein Land wünsche und dafür kämpfe.
Aber Deutschland hat mir die Augen geöffnet, und eine neue Welt gezeigt, die ich vorher nicht kannte. Hier habe ich mich entwickelt, hier habe ich verstanden, was Bildung und Freiheit bedeuten.
Ihr könnt euch noch so sehr wünschen, dass ich verschwinde. Aber Deutschland ist meine Heimat und ich werde für immer und ewig hier leben. Ganz egal, was ihr sagt. Als ich Deutschland zum ersten Mal gesehen, und zum ersten Mal den Duft der Freiheit und des Friedens gerochen habe, fühlte ich mich einfach nur gut. Ich habe dann zu mir gesagt: Hier werde ich respektiert und angenommen wie ich bin.
Deutschland ist mein neues Land
In Deutschland konnte ich mir Träume erfüllen, daher habe ich auch die Sprache gelernt. Früher habe ich arabisch und kurdisch gesprochen, doch heute hauptsächlich deutsch. Denn deutsch zu sprechen heißt für mich, den Neuanfang zu leben.
Deutschland bedeutet für mich so viel. Hier bin ich frei und habe mein Leben selbst in der Hand. Und auch wenn hier manche das nicht glauben, herrscht vor allem Frieden in diesem Land. Das kann man nicht hoch genug schätzen.
Selbstverständlich kann ich Syrien und all das, was ich dort erlebt habe, nicht vergessen. Und ich hoffe von ganzem Herzen, dass das Land zur Normalität zurück findet. Auch deshalb, weil manche Flüchtlinge hier nicht zurechtkommen, leiden, oder einfach nur Heimweh haben.
Aber meine deutsche Freunde, meine Schule, meine Stadt, meine neue Sprache, werde ich nie wieder verlassen. Deutschland ist mein neues Land. Deutschland ist mein neues Leben.
Autor: Aras Bacho