"Isolation statt Integration"

Flüchtling erklärt, was bei Integration falsch läuft

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Den 19-jährige Afghanen könnte man als "Vorzeige-Flüchtling" bezeichnen.

Jassin Akhlaqi ist 19 Jahre alt und vor fünf Jahren aus Afghanistan nach Deutschland geflohen. "Ich bin besser integriert als manche Deutsche", sagte er stolz zur "Huffington Post".

Der "Vorzeige-Flüchtling" spricht fließend Deutsch, engagiert sich sozial, ist Abiturient und bekam sogar ein Stipendium für hochbegabte Schüler. Bald beginnt er sein Informatik-Studium.

"Große Ausnahme"

Jassin ist so gut integriert, weil er hart gekämpft und fleißig gearbeitet hat, wie er selbst sagt. Seine Lehrer sagen ihm immer wieder, dass er eine große Ausnahme sei. Der 19-Jährige selbst sieht die Schule als Schlüssel zur Integration: Dort fand er Freunde, die ihm immer halfen, wenn er Schwierigkeiten hatte.

Dennoch gibt er zu: "Das erste halbe Jahr war wahnsinnig schwierig." Obwohl er eigentlich einen Neuanfang wollte, merkte der damals 14-Jährige schon bald, dass er kein neues, sondern nur ein anderes Leben in Deutschland beginnen könne. Denn seine Vergangenheit würde ihn immer begleiten.

Hilfe für Flüchtlinge

Da jedoch nicht alle Flüchtlinge so schnell Anschluss finden wie er, hat er sich dazu entschlossen, den Neuankömmlingen zu helfen. So trat er schon bald der Initiative "Jugendliche ohne Grenzen" (JoG) bei. "Bei JoG habe ich mich entwickelt und gemeinsam mit anderen für unsere Rechte gekämpft", erklärte er der "Huffington Post".

Nun hilft er Flüchtlingen vor allem dabei, Deutsch zu lernen und Asylanträge zu stellen, doch auch bei der Suche nach einem Fußballverein ist er gerne bereit zu helfen. Auch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreut Jassin.

Doppelleben

Obwohl viele Menschen denken, dass Jugendliche, die unbegleitet fliehen, es besonders schwer hätten. Doch der Afghane gibt zu bedenken: "Auch mit den Eltern ist die Integration sehr schwierig, denn auch sie sind traumatisiert, haben meist keine Bildung und benötigen Zeit, um anzukommen."

Außerdem führe man nach der Flucht eine Art Doppelleben: In Deutschland stehe die geflohene Familie vor Herausforderungen, doch auch die Probleme von Freunden und Bekannten zu Hause in den Kriegsgebieten würden belasten.

Probleme bei der Integration

Der psychische Druck sei ein großes Problem beim Thema Integration. "Viele Erwachsene in den Unterkünften greifen zu Alkohol oder anderen Drogen und werden zu einer Gefahr für die Kinder", erklärt er. Die Betreuung in den oft überfüllten und unhygienischen Heimen sei darüber hinaus oft nicht ausreichend, da jedes Kind andere traumatisierende Erlebnisse mit sich bringt.

Das größte Problem sieht Jassin jedoch in der Isolation. Er selbst fragte sich in den ersten Monaten in Deutschland oft: "Kann ich auch mit 'normalen Menschen' zusammen sein?". Ein baldiges Zusammentreffen mit deutschen Jugendlichen, "denen es gut geht, die ihn aufmuntern, nicht an der Vergangenheit leiden", sei für ihn sehr wichtig gewesen.

Illusionen nehmen

Um die Ankunft in Deutschland realistischer zu machen, nimmt er Flüchtlingen sofort einige ihrer Illusionen. "Leute in den Herkunftsländern denken, im Westen sei es wie in einem Hollywood-Film."

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