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Flüchtlinge: Oxfam beendet Hilfe auf Lesbos

24.03.2016

Das Camp Moria gleicht einem "geschlossenen Abschiebezentrum".

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Als weitere Hilfsorganisation hat Oxfam angekündigt, aus Protest gegen die Zustände im Flüchtlingscamp Moria auf der griechischen Insel Lesbos ihre Arbeit dort einzustellen. Oxfam protestiere damit gegen die "Beschneidung von Menschenrechten", erklärte die Organisation am Donnerstag.

Menschen eingesperrt
In dem Camp würden Menschen eingesperrt, die "keinerlei Verbrechen begangen" hätten, kritisierte Oxfams Griechenland-Beauftragter Giovanni Riccardi Candiani. Flüchtlinge würden in Moria mit stark eingeschränkter Bewegungsfreiheit festgehalten, um von dort "zwangsweise" in die Türkei zurückgebracht zu werden, erklärte Oxfam. Die Verantwortung für das Camp in Moria sei kürzlich vollständig dem griechischen Innenministerium unterstellt worden, wodurch Moria von einer Aufnahmeeinrichtung zu einem "geschlossenen Abschiebezentrum" geworden sei.

Die Organisation werde ihre im September 2015 aufgenommene Arbeit daher bis auf die Fertigstellung eines angesichts der hygienischen Umstände dringend benötigten Toilettenblocks einstellen. In dem von der Gemeinde Lesbos betriebenen Camp Kara Tepe, in dem noch Bewegungsfreiheit herrsche, werde die Hilfe dagegen fortgesetzt.

"Unbegreiflich"
Oxfam bekenne sich weiterhin zu seinem Grundsatz humanitärer Hilfeleistung, wolle sich aber "nicht von politischen Zielsetzungen vereinnahmen lassen", teilte die Organisation mit. Es sei "unbegreiflich", wieso Europa die Rechte Schutzsuchender "außer Kraft" setze, erklärte Riccardi Candiani weiter. Die "Migrationskrise" entwickele sich zusehends zu einer "Moralkrise Europas" in der sämtliche Werte verletzt würden, "die Europa in der Vergangenheit so leidenschaftlich verteidigt" habe.

Zuvor hatten bereits das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen erklärt, ihre Arbeit in Moria einzustellen. "Wir werden nicht zulassen, dass unsere Hilfe für eine Massenabschiebung instrumentalisiert wird", begründete die Landeskoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen, Marie Elisabeth Ingres, am Mittwoch die "extrem schwierige Entscheidung".

Umstrittenes Abkommen
Hintergrund des Protestes der Hilfsorganisationen ist ein umstrittenes Abkommen zwischen der EU und der Türkei aus der vergangenen Woche. Dieses sieht unter anderem vor, dass die Türkei irregulär nach Griechenland gelangte Schutzsuchende zurücknehmen muss. Für jeden in die Türkei zurückgebrachten Flüchtling aus Syrien will die EU einen Syrer direkt aus der Türkei aufnehmen. Zu dem Abkommen gehört auch die Prüfung von Asylanträgen in Registrierungslagern, sogenannten Hotspots, in Griechenland.

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