Gleise blockiert
Flüchtlinge stoppen alle Züge
03.03.2016Geschlossene Grenzen und das Versagen der EU lösen eine humanitäre Katastrophe aus.
Idomeni
Mehr als 11.000 Flüchtlinge befinden sich mittlerweile in Idomeni, der griechischen Stadt an der Grenze zu Mazedonien. Am Donnerstag spitzte sich die Lage neuerlich dramatisch zu: Eine Gruppe von Flüchtlingen blockierte die internationale Eisenbahnstrecke. Menschen legten sich auf die Gleise. Ein Güterzug, der von Mazedonien nach Griechenland unterwegs war, musste gestoppt werden.
Kinder müssen in Dreck und Schlamm campieren
Die Flüchtlinge protestierten dagegen, dass es für sie kein Weiterkommen gab. In 24 Stunden hat Mazedonien nur 500 Menschen passieren lassen – ein Tropfen auf den heißen Stein, auch angesichts Hunderter, die täglich aus der Hafenstadt Piräus bei Athen nachkommen.
Die Gleise konnten nach einigen Stunden geräumt werden, die Situation bleibt aber dramatisch. Wie vergangenen Sommer in Ungarn campieren die Menschen jetzt bei wesentlichen niedrigeren Temperaturen in Schlamm und Dreck.
Michaela Sieger ist als Helferin der Caritas vor Ort. Sie berichtet im ÖSTERREICH-Gespräch: „Es sind auffallend viele Frauen und Kinder da. Sie sagen: Mein Mann ist schon in Deutschland, wir wollen da jetzt auch hin. Der Weg ist aber für Frauen und Kinder sehr gefährlich.“
Österreich bereitet sich auf Sturm auf Zaun vor
Obwohl die Gleise wieder geräumt waren, fuhren die Züge zunächst nicht weiter. Die Sorge der Polizisten: Die Flüchtlinge laufen über die geöffnete Grenze, während der Zug passiert. „Es kommt immer wieder zu kleinen Zwischenfällen“, so Fani Gelatsopulu von der International Organisation for Migration in Idomeni zu ÖSTERREICH. „Alle sind sehr nervös und angespannt.“ Mitarbeiter vor Ort rechnen damit, dass der Zaun nicht mehr lange halten könnte. „Sollte es so weitergehen, kann ich mir vorstellen, dass der Zaun gestürmt wird.“
Auch in Österreich und den Balkan-Ländern schließt man ein solches Szenario nicht mehr aus. „Wir bereiten uns darauf vor“, sagt ein Sprecher des Innenministeriums. „Der Generaldirektor für öffentliche Sicherheit Konrad Kogler hat sich diese Woche mit den Polizeichefs der Balkanländer in Belgrad getroffen, um Maßnahmen abzustimmen.“
Wie ein schlechter Scherz klingen in diesem Zusammenhang die Aktionen der EU-Kommission: 15 (!) Flüchtlinge aus Syrien und dem Jemen wurden am Donnerstag nach Rumänien gebracht.