Grenzagentur Frontex schlägt Alarm

Flüchtlings-Zahlen steigen rasant an

15.06.2020

Frontex schlägt Alarm: Die meisten Flüchtlinge kommen via Türkei nach Griechenland.

Zur Vollversion des Artikels
© APA/AFP/BULENT KILIC
Zur Vollversion des Artikels

Im April waren die Zahlen im Zuge der Corona-Pandemie noch auf ein Rekordtief gesunken -sechs Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Jetzt steigen sie wieder rasant an. Im Mai gab es auf den Hauptmigrationsrouten 4.300 unerlaubte Grenzübertritte, fast dreimal so viel wie im Vormonat. Das geht aus der aktuellen Statistik der EU-Grenzschutzagentur Frontex hervor. Von Jänner bis Mai registrierte Frontex 31.600 illegale Grenzübertritte in Europa.

Route 1. Der Weg über das östliche Mittelmeer, also von der Türkei via Griechenland, war laut Frontex erneut die "aktivste Migrationsroute nach Europa". Hier registrierte die Agentur im Mai 1.250 irreguläre Grenzübertritte, achtmal so viele wie im April. Die meisten Flüchtlinge kamen aus Afghanistan.

Route 2. Auf der Strecke über das zentrale Mittelmeer, also von Libyen und Tunesien nach Lampedusa in Italien und Malta, gab es rund 1.000 unerlaubte Grenzübertritte, ein Anstieg von 40 Prozent gegenüber April. Die Migranten stammten aus Bangladesch, dem Sudan und der Elfenbeinküste.

Route 3. Über das westliche Mittelmeer, also von Marokko nach Spanien, kamen im Mai 650 Flüchtlinge. Das sind fast viermal so viele wie im April. Die Migranten stammten vor allem aus Bangladesch, dem Sudan und Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) in Westafrika.

Frontex warnt vor Eskalation an der griechisch-türkischen Grenze

 
Der Chef der EU-Grenzschutzagentur Frontex, Fabrice Leggeri, hat vor einer erneuten Eskalation an der griechisch-türkischen Grenze gewarnt. "Sollte die Türkei eine ähnliche Situation wie im März heraufbeschwören, würde Frontex sein Personal in Griechenland kräftig aufstocken", sagte Leggeri den Zeitungen der "Funke Mediengruppe" (Montagsausgaben) in einem Vorausbericht.
 
Bei "Krisensituationen" könnte die Agentur bis zu 1500 Grenzbeamte schicken. Derzeit seien 600 Frontex-Kräfte in Griechenland im Einsatz: an der Landgrenze zur Türkei, in der Ägäis und auf den Inseln. "In den letzten Monaten haben türkische Grenzpolizisten am Evros mindestens fünfmal Richtung Griechenland geschossen – verletzt wurde dabei aber niemand", so der Frontex-Chef.
 

Starker Anstieg

Im aktuellen Mai-Bericht, der den Zeitungen vorliegt, ermittelte Frontex auf den Hauptmigrationsrouten in Europa fast 4300 unerlaubte Grenzübertritte, rund dreimal so viele wie im Vormonat. Die Strecke über die Türkei nach Griechenland oder Bulgarien war demnach erneut die "aktivste Migrationsroute nach Europa". Hier stellte Frontex im Mai 1250 irreguläre Grenzübertritte fest, achtmal so viele wie im April.
 
Leggeri kritisierte das gegenwärtige Asylsystem der EU. "Asylanträge sollten schon an den Außengrenzen geprüft werden", forderte er. "Die Asylbewerber sollten möglichst schnell Bescheid bekommen, ob sie den Flüchtlings-Status erhalten oder nicht. Bei einer negativen Asyl-Entscheidung müssen die Migranten sofort abgeschoben werden."
 
Ende Februar hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärt, die Grenzen zur EU seien offen. Er wollte damit Druck auf die Gemeinschaft ausüben, um mehr Geld für die Betreuung von rund vier Millionen Flüchtlingen im eigenen Land zu erhalten. Daraufhin machten sich Zehntausende Migranten auf den Weg zur Grenze nach Griechenland.
Zur Vollversion des Artikels