Der Job in der Erstaufnahmestelle stellt sich als Enttäuschung heraus.
Zuerst war die Sozialarbeiterin überglücklich, als sie die Zusage für den Job in einer Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Hamburg bekam. Sie dachte, dass dies ihr Traumjob sei. Doch schon nach wenigen Monaten ist sie komplett enttäuscht von der Arbeit.
„Mit 90 Prozent ist die Zusammenarbeit unangenehm.“
Das Verhalten der Asylwerber ihr gegenüber habe sie erschrocken. Oft laut und aggressiv sollen die Flüchtlinge eine Wohnung, ein tolles Auto und einen richtig guten Job fordern. Außerdem werde ihr und ihren Kollegen regelmäßig gedroht, sodass die Polizei einige Male pro Woche einrücken müsse, erzählt die Sozialarbeiterin weiter. „Sie kommen zu mir, haben ihre Papiere dabei und erzählen dann eine Geschichte, die so gar nicht stimmen kann.“ Unzuverlässige Angaben sollen auch des Öfteren vorkommen. Dies erschwert die ohnehin nicht einfache Arbeit weiterhin.
Arzttermine werden nicht eingehalten
Ein weiteres Problem betreffe die Zuverlässigkeit der Asylwerber, wenn es um das Einhalten von Terminen ginge. Zum Beispiel habe sie schon oft Arzttermine ausgemacht, zu denen die Flüchtlinge einfach nicht erschienen seien. „Das passiert so häufig, dass die Ärzte uns mittlerweile schon gebeten haben, nicht mehr so viele Termine festzumachen – aber was soll ich denn da tun?“, berichtet sie weiter. Sie könne die Bitte nach einem Termin nicht ablehnen, nur weil der Bittende möglicherweise wie schon andere vor ihm nicht erscheinen könnte.
„indiskutabel den Frauen gegenüber“
Für sie ist es jedoch am schlimmsten, dass sie von vielen männlichen Flüchtlingen einfach nicht ernst genommen werde. „Wenn ich als Frau ihnen etwas sage oder ihnen eine Anweisung geben will, dann hören sie mir kaum zu, tun es sofort als unwichtig ab und wenden sich danach einfach noch einmal an einen der männlichen Kollegen“, sagte die Sozialarbeiterin gegenüber der „Welt“.
Außerdem hätten die Bewohner der Erstaufnahmestelle für Frauen oft nur verächtliche oder aufdringliche Blicke übrig. Auch Hinterherpfeifen oder Gelächter ist keine Seltenheit. Auch ihren Kolleginnen sei bereits ähnliches zugestoßen. Nachdem eine von ihnen sogar bis zur U-Bahn-Station verfolgt und belästigt worden sei, beschloss die Helferin, nur noch mit dem Auto zur Arbeit zu fahren.
Kündigung steht im Raum
Weiter schildert die Sozialarbeiterin, dass sich ihr Unbehagen in den letzten Wochen weiter verschlimmert habe, seit immer mehr Männer aus Nordafrika, Marokko, Tunesien und Libyen in die Einrichtung gekommen seien. „Die waren noch aggressiver.“ Ihre Verzweiflung über den anstrengenden Job ist mittlerweile so groß, dass sie über eine Kündigung nachdenkt. „Wenn ich ehrlich bin: Ich halte es nicht mehr aus.“