Ein Jahr verschollen

Flüchtlingskind wieder aufgetaucht

07.03.2016

Eine afghanische Familie verlor ihren Sohn während der Flucht.

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© ndr.de
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Solche Geschichten berühren das Herz. Vor einem Jahr musste eine Familie aus Afghanistan vor den Taliban fliehen. Die Islamisten drohten ihren Töchtern mit Zwangsheirat. Ihr Ziel war Deutschland. Doch während der Flucht verloren sie ihren 10-Jährigen Sohn Mahdi. Auf offener See, vor der griechischen Insel Lesbos, bemerkte die Familie das Fehlen des Jungen.

Plötzlich weg
Es begann eine Leidensgeschichte. Die Familie kehrte in die Türkei zurück. Doch ist wie vom Erdboden verschluckt. Mit der Ungewissheit, was mit dem Kind passiert ist, zogen sie weiter nach Bad Bodenteich in Niedersachsen. Mutter Shokrieh war am Boden zerstört: „Es hat uns das Herz gebrochen. Keine Sekunde ist bisher vergangen, in der ich nicht an meinen Jungen gedacht habe!“, wie die 38-Jährige erzählt.


Ein Rote-Kreuz-Mitarbeiter erfuhr von dem Schicksal und begab sich auf die Suche nach Mahdi. Und tatsächlich: Der 10-Jährige lebte noch und befand sich in der Schweiz.

Gekentert
Was ist passiert? Vor der Bootsüberfahrt nach Lesbos verlor Mahdi seine Familie im Gedrängel aus den Augen. Also beschloss er in ein anderes Boot zu steigen. Unglücklicherweise kenterte dieses in der Ägäis. Doch der Junge konnte sich mit 59 weiteren Flüchtlingen aufs Land retten. Eine andere afghanische Familie nahm Mahdi bei sich auf und zog weiter ins schweizerische Langnau im Emmental. Dort spürte der Rote-Kreuz-Mitarbeiter ihn schließlich auf.
Dieses Wunder passierte zu Weihnachten. Die Familie konnte sein Glück nicht fassen. Jetzt kam es endlich auf dem Flughafen von Hannover zur Wiedervereinigung. „Ich bin sehr glücklich und freue mich, dass ich meine Eltern wiedersehen kann.“, sagte Mahdi nach der Landung. Und auch Bruder Jusef freut sich: „Endlich kann ich wieder mit meinem Bruder spielen!“  Selbst die anderen Fluggäste mussten bei diesem Ereignis weinen.

Mittlerweile spricht der verlorene Sohn gutes Deutsch und beginnt bald mit der Schule. Sein Traum ist es, Fußballspieler zu werden.

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