Stv. Einsatzleiter im Interview

Flug MH17: Front führt über Absturzstelle

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OSZE-Beobachter untersuchen Unfallstelle inmitten von Gefechten.

Seit dem Absturz des malaysischen Passagierflugzeugs MH17 in der Ostukraine war ein OSZE-Team fast täglich an der Unfallstelle. Schwere Gefechte machen die Arbeit vor Ort derzeit unmöglich, doch es gibt noch viel zu tun.

Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) haben internationalen Experten den Zugang zu der Absturzstelle ermöglicht. Dabei sind sie zwischen die Fronten von ukrainischer Armee und prorussischen Separatisten geraten, wie der stellvertretende Leiter des OSZE-Einsatzes in der Ukraine, Alexander Hug (42), im Interview der Nachrichtenagentur dpa sagte. Ein wichtiger Teil der Untersuchungsarbeit stehe jedoch noch bevor.
 

Frage: Die Arbeiten an der Unglücksstelle mussten aus Sicherheitsgründen unterbrochen werden. Was ist noch zu tun?
Hug: Die internationalen Experten haben als erste Priorität eine humanitäre Aktion zur Bergung der Opfer durchgeführt. Die zweite Priorität liegt in der technischen Untersuchung der Absturzstelle. Das ist teilweise schon angefangen worden, aber es muss noch weitergeführt werden. Außerdem sollen auch die Trümmerteile geborgen werden.

Frage: Wie ist derzeit die Lage vor Ort?
Hug: Die Front führt direkt über das Trümmerfeld. Die Situation ist wie Treibsand - die Lage ändert sich stündlich.

Frage: Wann werden die Experten zum Trümmerfeld zurückkehren?
Hug: Wir werden das tun, wenn es die Sicherheitslage aus Sicht der internationalen Experten zulässt. Dann werden wir Gespräche über den Zugang führen - mit denjenigen, die dort dann die Kontrolle haben. Derzeit gibt es von den Experten keine Anfrage an uns.

Frage: Was genau ist die Aufgabe der OSZE an der Absturzstelle?
Hug: Zum einen beobachten wir die Situation in der Ostukraine und schicken täglich Berichte an das OSZE-Sekretariat in Wien und die 57 OSZE-Mitgliedsstaaten. Zum anderen stellen wir durch unsere Kontakte mit der ukrainischen Regierung, mit den Rebellen und auch den Einwohnern vor Ort den Zugang für uns und vor allem internationale Experten aus Australien, Malaysia und den Niederlanden zu dem riesigen Trümmerfeld sicher. Wir sind Wegbereiter.

Frage: Was ist die Gefahr bei ihrer Arbeit?
Hug: Von unserem Lager in Donezk brauchen wir drei Stunden im Konvoi bis zur Absturzstelle. Die Route planen wir am Vorabend, verhandeln mit Rebellen und Regierungsvertretern für Feuerpausen auf unserer Fahrtstrecke. Am nächsten Morgen ist die Gefahrenlage aber meist wieder eine andere. Dann müssen wir unsere Fahrtroute wieder ändern und wieder verhandeln. Im Zweifelsfall müssen wir auch immer einen schnellen Rückzugsweg parat haben.

Frage: Wie schwierig war die Lage an der Absturzstelle bisher?
Hug: In der ersten Woche war das ein Anblick, den man nicht vergessen kann. Mit den Toten auf dem Feld, den vielen Trümmern, den brennenden Wrackteilen, dem Geruch. Die Experten haben mittlerweile die Leichen geborgen, die man offen sehen konnte. Zuletzt haben sie noch einzelne Körperteile gefunden, aber keine ganzen Leichen mehr. Es ist allerdings immer noch ein riesiges Trümmerfeld, 35 Quadratkilometer groß, überall liegen große und kleine Wrackteile.

Frage: Gibt es andere Schwierigkeiten?
Hug:
Die Hitze ist ein Problem, es ist jeden Tag über 30 Grad heiß. Die meisten Trümmer liegen außerdem auf bewirtschafteten Mais-oder Sonnenblumenfeldern. Damit die Suchmannschaften dort hineinlaufen können, müssen wir mit den Anwohnern verhandeln. Denn natürlich wird dabei der Anbau niedergetrampelt.

Frage: Wie schätzen Sie die Belastungen und den Stress für ihr Team ein?
Hug: Wir versuchen viele Einzelgespräche zu führen, vor und nach den Einsätzen. Außerdem wechseln wir die Patrouillen ab, sodass nicht jeder jeden Tag raus muss, sondern es einen Tag Pause gibt. Zur Absturzstelle fahren bis zu 15 Mitarbeiter täglich. Allerdings können wir auch vom Hotel in Donezk aus in der Nacht Gefechtslärm hören. Der ist allerdings weiter weg, am Stadtrand.

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