Ein Luftfahrtexperte bestätigt: Treibstoffmangel ist sehr selten.
Der Flugzeugabsturz in Kolumbien, der vermutlich auf Treibstoffmangel zurückgeht, stellt Experten vor Rätsel. "Bei ordnungsgemäßem Betrieb kann es gar nicht möglich sein, dass der Treibstoff ausgeht", sagte der Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt am Donnerstag.
Es gebe Richtlinien, die international gelten. So müssten Piloten genug Treibstoff getankt haben, um notfalls eine Dreiviertelstunde auf die Landeerlaubnis warten oder einen Ausweichflughafen anfliegen zu können. "Und wenn denn tatsächlich - aus welchen Gründen auch immer - die Reserven zur Neige gehen sollten, dann sorgt die Flugsicherung dafür, dass man auf kurzem Weg zur Landebahn kommt."
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) kritisiert der Sparzwang von Billigairlines. Deren Piloten würden "dazu gedrängt, extra wenig zu tanken", um Kosten zu sparen, sagte VC-Vorstandsmitglied Jörg Handwerg. Beide sind sich einig: Man könne das Treibstoff-Problem auf keinen Fall auf die Allgemeinheit der Fluggesellschaften übertragen.
Überlebende: "Kurz vor Absturz fielen Lichter aus"
Eine der wenigen Überlebenden des Flugzeugabsturzes in Kolumbien hat von technischen Problemen kurz vor dem Unglück berichtet. Das sagte der Gouverneur des kolumbianischen Departements Antioquia, Luis Perez, dem Radiosender Caracaol. Er habe im Hospital mit einer überlebenden Stewardess gesprochen.
"Das wenige, was sie sagen konnte, war, dass die Lichter 40, 50 Sekunden vor dem Absturz zu flackern begannen und ausgingen", berichtete Perez. Die beiden Flugschreiber konnten bereits geborgen werden und sollen genauen Aufschluss über die Ursache des Unglücks geben.
Das Flugzeug war rund 40 Kilometer vor Medellin, Hauptstadt von Antioquia, in 3.000 Meter an einem Berg abgestürzt. Zuvor hatten die Piloten dem Tower technische Probleme gemeldet.
Direktflug verweigert
Die Mannschaft des brasilianischen Fußball-Clubs Chapecoense musste auf dem Weg zum Finalhinspiel um den Südamerika-Cup gegen Atletico Nacional aus Medellin zu einem Plan B greifen, weil die brasilianische Luftfahrtbehörde einen Direktflug von Sao Paulo nach Medellín verweigert hatte. Erst ging es per Flug nach Santa Cruz in Bolivien, von dort mit einem Charterflugzeug vom Typ Avro RJ85 der Gesellschaft Lamia Richtung Medellin.
Experten wiesen darauf hin, dass die Reichweite des Flugzeugs nur knapp für diese Distanz reiche. Dass das Flugzeug nicht explodiert sei, könne ein Indiz für Treibstoffmangel sein.