Hollande Wahlsieger
Ohrfeige für Amtsinhaber Sarkozy
22.04.2012
Jetzt wird eine Stichwahl am 6. Mai notwendig. Rechtsextreme legen zu.
44,5 Millionen Franzosen entschieden am Sonntag, wer am 6. Mai in die Stichwahl um das Präsidentenamt kommen soll. Die Wahlbeteiligung war hoch (80,3 %), fast auf dem Rekord-Niveau von 2007. Und: Der Urnengang wurde zum Thriller.
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Hollande Sieger
Die Wahl kennt einen Sieger: den sozialistischen Herausforderer François Hollande. Er erreichte – wie in letzten Umfragen vorher gesagt – 28,8 %, geht mit Platz 1 in die Stichwahl. -
Debakel für Sarkozy
Der amtierende Präsident Sarkozy erzielte im ersten Wahlgang 26,1 Prozent – ein Absturz. Es ist das erste Mal bei einer französischen Präsidentenwahl, dass der Amtsinhaber im ersten Durchgang zurückliegt. Und: Bei den letzten Wahlen im April 2007 erreichte Sarkozy bereits im ersten Wahlgang 31,1 %, war damit Stimmenstärkster. In der Stichwahl gewann er mit 53,6 Prozent gegen die Sozialistin Ségolène Royale, pikanterweise die Ex-Lebensgefährtin seines jetzigen Herausforderers Hollande. -
Triumph für Radikale
Die zweite Wahlsiegerin ist eindeutig die Kandidatin des extrem rechten Front National, Marine Le Pen. Sie kam auf 18,5 %, viel mehr als in Umfragen vorhergesagt. Le Pen schlägt das Ergebnis ihres Vaters Jean-Marie. Er hatte 2002 ,nur‘ 16,9 Prozent erreicht, landete auf dem zweiten Platz hinter Jacques Chirac. -
Linke abgeschlagen
Die beiden weiteren großen Parteien (insgesamt 10 traten an) gingen unter. Links-Außen Jean-Luc Mélenchon von der Front Gauche schaffte 11,7 Prozent, François Bayrou vom bürgerlichen „MoDem“ 8,8 %
Wahl
Präsident Sarkozy muss nun auf die Stichwahl am 6. Mai gegen Hollande hoffen – und darauf, dass ihm Le-Pen-Wähler ihre Stimme geben.
Dem Präsidenten sah man die Anspannung bereits an, als er um 11.40 Uhr mit Carla Bruni das
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21:50 Uhr: Soeben ist Nicolas Sarkozy vor jubelnden Anhängern aufgetreten. Er bedankt sich für die Unterstützung. Und gibt sich für den 6. Mai, dem Tag der Stichwahl gegen Francois Hollande, siegessicher. Der Saal bebt: "On va gagner" wird intoniert - "Wir werden siegen":
(c) Reuters, Sarkozy spricht zu seinen Anhängern.
21:37 Uhr: Jean-Marie Le Pen (Vater von Marine Le Pen) zu ÖSTERREICH-Reporterin Daniel: "Ich bin unglaublich stolz auf meine Tochter. Und sehr froh, dass Mélenchon so schwach ist":
(c) Isabelle Daniel
21:31 Uhr: Rechtsextreme: Wahlempfehlung am 1. Mai?
Marine Le Pen und der Zentrumspolitiker Francois Bayrou haben sich bislang noch nicht auf eine Empfehlung für die Stichwahl am 6. Mai festgelegt. Vor ihren jubelnden Anhängern in Paris sagte soeben Le Pen, die bis zu 20 Prozent der Stimmen errang, dass die "Schlacht um Frankreich erst beginnt". Ihr Wahlkampfchef Florian Philippot kündigte an, dass Le Pen am 1. Mai ihre Haltung zur Stichwahl zwischen dem Sozialisten Francois Hollande und dem konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy bekanntgeben wird.
21:14 Uhr: Analyse: So erlebte ÖSTERREICH-Reporterin Isabelle Daniel die Wahl in Paris >>>Hier geht`s zum Artikel
21:02 Uhr: 2. Hochrechnung (34 Prozent der Stimmen sind ausgezählt): Hollande kommt auf 27,5 Prozent, Sarkozy auf 26,6 Prozent, Marine Le Pen erzielt 19,9 Prozent. Auf Platz vier landet Jean-Luc Mélenchon mit 10,4 Prozent.
Die übrigen Bewerber:
Eva Joly (Grüne) 2,0 Prozent, Nicolas Dupont-Aignan (Rechtsnationalisten, euroskeptische Gaullisten) 2,0 Prozent, Philippe Poutou (Anti-Kapitalisten) 1,3 Prozent, Nathalie Arthaud (trotzkistische "Lutte Ouvriere") 0,7 Prozent, Jacques Cheminade (Protektionisten - Solidarität und Fortschritt) 0,3 Prozent.
20:47 Uhr: Der Jubel über den Wahlsieg kennt bei den Sozialisten keine Grenzen:
20:34 Uhr: Der auf Platz vier platzierte Kandidat der Linken, Jean-Luc Mélenchon, hat soeben seine Anhänger dazu aufgerufen, bei der Stichwahl am 6. Mai für den Sozialisten Francois Hollande zu stimmen.
20:31 Uhr: Die Wahlbeteiligung liegt bei 80,3 Prozent (2007 betrug sie 84 Prozent).
20:17 Uhr: Das Sarkozy-Lager wirkt trotz Wahl-Debakels relativ entspannt. Es liegt wohl daran, dass die Ausgangslage für die nun notwendige Stichwahl am 6. Mai gut ist.
20:13 Uhr: Die Kommission für Wahlumfragen in Frankreich hat die Staatsanwaltschaft wegen der vorzeitigen Veröffentlichung von Hochrechnungen auf Basis von Wählerbefragungen eingeschaltet. Es gebe Vorgänge, die "strafbar" erschienen, heißte es. Davon seien Einzelpersonen ebenso wie Medienhäuser betroffen.
20:05 Uhr: Großer Jubel vor der Parteizentrale der Sozialisten. Sie feiern hier Francois Hollande.
20:02 Uhr: Nun fix: Marine Le Pen hat das beste Wahlergebnis in der Geschichte des Front National erzielt. Meinungsforscher hatten sie unterschätzt. Sie übertraf das historische Ergebnis ihres Vater aus dem Jahr 2002: Jean-Marie Le Pen landete damals mit 16,9 Prozent auf dem zweiten Platz hinter dem konservativen Kandidaten Jacques Chirac und warf damit den Sozialisten Lionel Jospin aus dem Rennen. Im zweiten Wahldurchgang gelang Chirac mit 82,2 Prozent dann jedoch ein haushoher Sieg. 2007 konnte Jean-Marie Le Pen lediglich 10,4 Prozent der Stimmen auf sich verbuchen.
20:00 Uhr: Es ist soweit: Hier kommt die 1. Hochrechnung: Hollande 28,40 Prozent, Sarkozy 25,50 Prozent, Le Pen 20 Prozent, Mélenchon 11,70 Prozent, Bayrou 8,50 Prozent, Joly 1,30 Prozent.
19:53 Uhr: Die Präsidentschaftskandidatin der rechtsextremen Front National (FN) in Frankreich, Marine Le Pen kommt in zwei Wählerbefragungen auf bis zu 20,7 Prozent.
19:51 Uhr: Sarkozy-Herausforderer Francois Hollande ist übrigens derzeit rund 500 Kilometer von Paris entfernt. Er wird erst gegen Mitternacht in der Hauptstadt erwartet.
19:45 Uhr: Hektisches Treiben im Élysée-Palast: Mehrere Minister sind zu Nicolas Sarkozy geeilt und verbringen mit ihm den Wahlabend: Alain Juppé, François Baroin, Christian Jacob, Bruno Le Maire, Nadine Morano und Rachida Dati sind bereits da. Premierminister Fillon wird noch erwartet.
19:28 Uhr: Laut dem französischen Fernsehsender tf1 liegt die Wahlbeteiligung bei 81,5 Prozent (Zum Vergleich: 2007 lag sie bei 84 Prozent). In einer halben Stunde schließen die letzten Wahllokale. Dann gibt es die ersten Hochrechnungen.
19:20 Uhr: Letzten Umfragen zufolge dürfte Marine
19:04 Uhr: Parteifreunde von Sarkozy sagen bereits, dass ab jetzt der Wahlkampf für den zweiten Wahlgang am 6. Mai startet. Dann muss sich Nicolas Sarkozy wohl einer Stichwahl mit Francois Hollande stellen.
18:55 Uhr: Um 19:00 Uhr wird der amtierende Präsident Nicolas Sarkozy seine Berater im Élysée-Palast versammeln. Noch ist dort alles ruhig.
18:37 Uhr: Französische Medien müssen drakonische Strafen zahlen, wenn sie die Resultate vor 20 Uhr veröffentlichen (Bis zu 75.000 Euro). Viele Franzosen weichen daher auf belgische Medien aus, um sich über die Wahl zu informieren. Die Internet-Seite des belgischen TV-Senders rtbf ist wegen der hohen Zugriffe zusammengebrochen.
18:25 Uhr: Im
18:19 Uhr: Wo halten sich derzeit die Kandidaten auf?
18:11 Uhr: Die Wahlbeteiligung insgesamt wird derzeit auf 80 Prozent geschätzt. (Zum Vergleich: 2007 waren es 84 Prozent).
17:55 Uhr: Vor der sozialistischen Parteizentrale hat sich eine lange Schlange gebildet. Viele Franzosen wollen hier dabei sein, wenn Francois Hollande aller Wahrscheinlichkeit nach den heutigen ersten Urnengang für sich entscheiden wird:
(c) Isabelle Daniel
17:52 Uhr: Nicolas Sarkozy befindet sich jetzt mit seiner Frau Carla Bruni im Élysée-Palast. Die Laune des "First Couple" dürfte angesichts der schlechten Umfragewerte gedrückt sein.
17:32 Uhr: Drakonische Strafen hat der französische Staat all denen angedroht, die erste Ergebnisse zur ersten Runde der Präsidentschaftswahl am Sonntag vor Schließung aller Wahllokale um 20.00 Uhr in die Welt veröffentlichen. Doch findige Internet-Nutzer haben sich verabredet, unter Code-Namen die verbotenen Zahlen doch zu veröffentlichen: "Niederlande zur Halbzeit vor Ungarn", lautete ein Vorschlag für die besonders Neugierigen - wobei "Niederlande" als Deckname für den sozialistischen Kandidaten Francois Hollande im Netz zirkulierte und "Ungarn" für Präsident Nicolas Sarkozy, dessen Vater aus Ungarn stammt.
17:22 Uhr: Hollande laut Umfragen in Führung
Der sozialistische Kandidat Francois Hollande liegt nach ersten Exit-Polls (Wählerbefragungen) mit 27 Prozent der Stimmen in Führung. Der amtierende, konservative Präsident Nicolas Sarkozy folgt demnach mit 25 Prozent der Stimmen. An dritter Stelle bei den Exit Polls liegt Marine Le Pen von der rechtsextremen Front National (FN) mit 16 bis 17 Prozent der Stimmen. Der Linksaußen-Kandidat Jean-Luc Melenchon von der "Linksfront" aus Kommunisten (PCF) und Linkspartei (PG) soll zwischen 12 und 14 Prozent der Stimmen erhalten haben.
17:15 Uhr: Umfrage update: Ersten Umfragen in Frankreich zufolge liegt Hollande vor Sarkozy. +++ Wir berichten hier jetzt LIVE aus Paris +++
17:00 Uhr: Erste Ergebnisse schon da: Die Schweizer Tageszeitung "La Tribune de Gèneve" hat die Wahl-Ergebnisse aus den Überseegebieten Frankreichs veröffentlicht. Demnach kann Hollande auf einen Sieg hoffen. In Guadeloupe kam er auf 57 Prozent der Stimmen, Sarkozy erhielt 23,40 Prozent. (2007 hatte Sarkozy dort noch 42,63 Prozent erreicht). In Französisch-Guyana kommt Hollande auf 42,73 Prozent, Sarkozy auf 27,03. Auf der Insel Saint Marin siegt Hollande mit 35,52 Prozuent, Sarkozy erzielt 34 Prozent. Und auch in Saint Pierre und Miquelon stimmten die Bürger für Hollande: Hier erreichte er 33,74 Prozent, Amtsinhaber Sarkozy ist mit 18,75 Prozent weit abgeschlagen.
Alle Fotos: Sarkozy wählte zusammen mit seiner Frau Carla Bruni:
Diashow: Herausforderer Hollande bei der Stimmabgabe:
Marine Le Pen, Front National (Rechtsextreme) wählte in Nordfrankreich:
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„Sarkozy muss gestürzt werden“, sagt die 20-jährige Rana im Pariser Vorort Clichy-sous-Bois. In diesem berüchtigten Banlieue liegt die Arbeitslosenrate der Einwandererkinder bei bis zu 20 Prozent. „Er hat nichts gegen die Arbeitslosigkeit gemacht“, so Rana. Heute wird sie François Hollande ihre Stimme geben, dem sozialistischen Herausforderer. Viele ihrer Freunde „werden aber gar nicht wählen oder Jean-Luc Mélenchon“ – den linksextremen Kandidaten.
Hollande voran
45 Millionen Wahlberechtigte entscheiden darüber, wer in die Stichwahl (6. Mai) um das Präsidentenamt kommt. Glaubt man der aktuellsten Umfrage vom renommierten Ipsos-Institut, schaut es schlecht für den 57-jährigen Nicolas Sarkozy aus. Nur 25,5 Prozent würden ihn demnach wählen. Der 58-jährige Parteichef der Sozialisten, Hollande, wäre mit 29 Prozent klar Erster. Um den dritten Platz kämpfen die Spitzenkandidatin des extrem rechten Front National, Marine Le Pen (16 Prozent) und Jean-Luc Mélenchon (14 Prozent). 28 Prozent waren gestern noch unentschlossen. Die Politverdrossenheit in Paris ist hoch.
Und viele sind wütend:
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10 % ohne Job
Mit zehn Prozent ist die Arbeitslosigkeit so hoch wie seit 12 Jahren nicht mehr. In Sarkozys Amtszeit ist sie um zwei Prozent gestiegen. -
Rekord-Schulden
Die Schuldenquote der Grande Nation ist mit 90 Prozent des Bruttoinlandsproduktes hoch wie nie.
Neuer Kurs
Genau diese Werte haben die Mittelschicht in Paris gegen Sarkozy aufgebracht. Hier wollen nun viele Hollande wählen, der den Spitzensteuersatz für Jahreseinkommen ab einer Million Euro auf 75 % anheben will. Hollande hat dem „Kapital und den Finanzmärkten den Kampf“ angesagt. Und er will den „Kurs in der EU radikal verändern“.
Sarkozy malt in letzter Sekunde noch Schreckensszenarien: Sollte Hollande gewinnen, würde die Wirtschaft zusammenbrechen. Dann würde aus Frankreich Griechenland werden. In Neuilly, dem Nobelvorort von Paris, wo Sarkozy einst Bürgermeister war, will die Mehrheit deshalb den regierenden Staatspräsidenten wählen. Für heute sehen sie schwarz. Sie hoffen auf die Stichwahl am 6. Mai.
Euro-Krise: Schon acht Regierungs-Chefs weg
Niederlage. Fällt mit Sarkozy der neunte Staatschef? Fakt ist: Die Eurokrise hat schon acht Regierungschefs in der EU den Kopf gekostet.
In Italien (Silvio Berlusconi) und Griechenland (Giorgios Papandreou) mussten die Premiers zurücktreten. In Spanien, Portugal, Irland, Niederlande, Slowakei und Slowenien wurden die Regierungen abgewählt. Auch Nicolas Sarkozy muss sich auf ein enges Match einstellen.
Schafft er die Wiederwahl nicht, wäre Sarkozy erst der zweite Frankreich-Premier (nach Giscard d’Estaing), der nicht im Amt bestätigt wird.