Heutiger Sitz in Genf - Organisation mobilisiert die Welt gegen Atomwaffen.
Für Nobelpreissieger ist die Internationalen Kampagne für die Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) ziemlich unkonventionell: Die Generalsekretärin, die Schwedin Beatrice Fihn, ist erst 34 Jahre alt. Ihr Büro in Genf besteht aus nur vier Leuten. Das Bündnis selbst ist viel größer: 450 Friedensgruppen und Organisationen, die sich für Abrüstung engagieren. Gegründet wurde die Organisation 2007 in Wien.
Vor zehn Jahren in Wien gegründet
Bei einer Konferenz des Atomwaffensperrvertrags in Wien kamen die Gruppen vor zehn Jahren zusammen, um sich gemeinsam für einen Vertrag gegen Atomwaffen einzusetzen. Treibende Kraft waren nicht Regierungen, sondern Zehntausende Aktivisten in mehr als 100 Ländern.
Im Juli 2017 wurde das Vertragswerk unterzeichnet. Es verbietet Herstellung, Besitz, Einsatz und Lagerung von Atomwaffen und kam gegen den Widerstand der Atommächte und den mit ihnen verbündeten Staaten zustande.
Vorbild für ICAN waren andere Abrüstungsverträge: zum Beispiel das internationale Übereinkommen zum Verbot von Landminen oder die Verträge zum Verbot von Streumunition oder von chemischen Waffen. Bei solchen Abkommen auf Initiative der Zivilgesellschaft rücken immer die verheerenden Folgen der Waffen für die Bevölkerung ins Zentrum.
Die internationale Ächtung der Waffen setze Regierungen unter Druck, die nicht unterzeichnen, so ICAN. Für Fihn ist die Sache einfach: "Ist es akzeptabel, Hunderttausende Menschen umzubringen oder nicht? Wenn nicht, müssten Atomwaffen verboten werden", sagte sie der dpa vor der Preisverkündung.
Zu den ICAN-Mitgliedern gehören etwa die internationale Juristenvereinigung gegen Atomwaffen oder der Internationale Gewerkschaftsbund.
Der Vertrag tritt in Kraft, wenn 50 Mitglieder ihn ratifiziert haben. Fihn rechnet damit bis Ende nächsten Jahres. Keiner der Atomländer hat ihn unterzeichnet. Mitglieder des nordatlantischen Atombündnisses (NATO) sagen, das sei mit der NATO-Mitgliedschaft nicht vereinbar.
Gratulation von Bundespräsident Van der Bellen
Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat am Freitag der internationalen Kampagne zur atomaren Abrüstung (ICAN) zum Friedensnobelpreis gratuliert. "Es ist unsere gemeinsame Verantwortung für eine Welt ohne Atomwaffen einzustehen", schrieb Van der Bellen auf Twitter.
Der ÖVP-Delegationsleiter im EU-Parlament, Othmar Karas, meinte, der Friedensnobelpreis für ICAN stärke "alle, die auf Dialog und beharrliche Diplomatie setzen anstatt auf Drohgebärden". Die Gefahr einer nuklearen Auseinandersetzung sei seit dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr so groß gewesen, so Karas in einer Aussendung. "Der Preis ist eine Aufforderung, dass mehr Länder den UNO-Atomwaffenverbotsvertrag unterzeichnen. Dies ist ein wichtiges Signal in Zeiten der zunehmenden Eskalation der politischen Auseinandersetzung."