Der langjährige Anführer der extremen französischen Rechten, Jean-Marie Le Pen, ist mit Herzproblemen in ein Krankenhaus der Hauptstadtregion Paris eingeliefert worden.
Der 94-Jährige Vater von Frankreichs aktueller Rechtspopulisten-Chefin Marine Le Pen habe einen "leichten Herzinfarkt" erlitten, verlautete am Samstagabend aus seinem Umfeld. Laut Medienberichten schätzen die Ärzte Le Pens Gesundheitszustand aber als "ernst" ein.
Seine Familie und Freunde seien bei ihm im Krankenhaus und "besorgt, aber ruhig", sagte hingegen Le Pens Berater Lorrain de Saint Affrique. Der 94-Jährige habe am Samstag in seinem Haus in der westlich von Paris gelegenen Stadt Rueil-Malmaison plötzlich über starke Erschöpfung geklagt, schrieb das Wochenmagazin "Le Point". Auch der dem Nachrichtensender BFMTV und die Zeitung "Le Figaro" berichteten über Le Pens Einweisung in ein Spital.
Noch immer großer Einfluss
Trotz seines hohen Alters und bereits vor Jahren erfolgten Rückzugs aus der aktiven Politik genießt Jean-Marie Le Pen noch immer Einfluss in der französischen Rechten. Er hatte die Front National 1972 mitgegründet und fast vier Jahrzehnte geführt. In dieser Zeit formte er die FN von einer rechten Splittergruppe zu einer ernstzunehmenden politischen Kraft, machte mit markigen Provokationen vor allem Stimmung gegen Einwanderer. Fünfmal kandidierte er für das Amt des französischen Staatspräsidenten. 2002 schaffte er es gegen Amtsinhaber Jacques Chirac in die zweite Runde der Präsidentschaftswahl und löste damit Schockwellen aus.
Seine Tochter Marine Le Pen übernahm 2011 die Parteiführung von ihm und versucht seitdem, die Partei durch gemäßigteres Auftreten in Wählerschichten der bürgerlichen Rechten und der Mitte wählbar zu machen. Die Rechtspopulistin brach politisch mit ihrem Vater, nachdem dieser ihre Strategie wiederholt durchkreuzt hatte. Die FN schloss Jean-Marie Le Pen schließlich 2015 aus, nachdem er die Ermordung von Juden in Gaskammern durch die Nazis mehrmals als "Detail der Geschichte" des Zweiten Weltkriegs verharmlost hatte.
Er wehrte sich erbittert, warf seiner Tochter "Verrat" vor und lieferte sich eine öffentliche Dauerfehde mit ihr. Vor Gericht setzte er durch, dass er zunächst den Titel als Ehrenvorsitzender behalten durfte. 2018 wurde ihm dieser aber gestrichen. Ein Jahr nach ihrer Niederlage bei der Präsidentschaftswahl 2017 ließ Marine Le Pen die Partei dann in Rassemblement National (Nationale Sammlungsbewegung) umbenennen.