Mit zwei Raketen sollte der Diktator am Ostermontag getötet werden.
Es war ein gezielter Angriff: Nach NATO-Informationen sollten sich Muammar Gaddafi und einige seiner Minister Montag früh in einer seiner Residenzen in Bab al-Asisija in Tripolis aufhalten. Die Allianz schickte darauf F-16-Jets. Mindestens zwei bunkerbrechende Raketen schlugen ein, zerstörten ein Büro und die Bibliothek Gaddafis sowie einen Konferenzraum.
Die heftigen Detonationen waren in der gesamten Hauptstadt zu spüren. Das libysche Staatsfernsehen fiel sogar eine halbe Stunde lang aus. Vom Palast blieb nach dem Angriff nur noch ein Haufen von Betonplatten übrig: „Das war ein Mordanschlag gegen al-Gaddafi“, warf die Pressesprecherin des Regimes der NATO „Mordlust“ vor.
45 Personen seien bei dem Angriff verletzt worden. Mehrere Menschen würden noch vermisst, hieß es am Montag, als Journalisten durch die Ruine geführt wurden.
Gaddafi: Jede Nacht ein anderes Bunker-Versteck
Gaddafi selbst blieb offenbar unverletzt. Der Diktator hat Dutzende atombombensichere Bunker in Tripolis. Schläft jede Nacht in einem anderen Versteck. Vermutlich war er am Ostermontag gar nicht in Al-Asisija. Gaddafis Sohn Saif al-Islam zeigte sich vom Bombardement unbeeindruckt: „Das macht nur Kindern Angst“, sagte er. Es sei unmöglich, ihn oder seinen Vater durch derartige Angriffe zur Aufgabe zu zwingen. Die NATO dementierte die Tötungsvorwürfe: „Der Tod des Machthabers ist nicht das erklärte Ziel“, hieß es seitens der der NATO.
Gaddafi wurde im September 1942 in einem Zelt in der libyschen Wüste in der Nähe der Küstenstadt Sirte geboren.
Später besuchte er die Militärakademie in Bengasi und ging für ein halbes Jahr zur weiteren Ausbildung nach Großbritannien.
An die Macht kam der damals 29-Jährige am 1. September 1969 - vor genau 42 Jahren.
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Auf seine Reisen nahm er stets ein Beduinenzelt mit. Gewohnt hat er allerdings in Luxus-Hotels.
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Historische Aufnahme: Gaddafi mit Kubas Revolutionsführer Castro.
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Jörg Haider war gern gesehener Gast in Libyen.
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Auch Obama machte ihm seine Aufwartung
Der von ihm gegründete Bund der "Freien Offiziere" hatte den greisen König Idriss in einem unblutigen Putsch vom Thron gestoßen.
Gaddafi wollte stets in die Fußstapfen des charismatischen Araberführers Gamal Abdel Nasser aus Ägypten treten.
Dieser sagte kurz vor dem Tod sagte: "Du bist mein Sohn und mein Erbe."
Mit seinen theaterreifen Auftritten und seiner Frauenleibwache sorgt er immer wieder für Aufsehen - mal im weißen Beduinengewand, mal in Operettenuniform oder italienischem Designeranzug
Gaddafi liebt die Provokation - und ist immer für eine Überraschung gut.
Berlusconi zählte zu seinen Freunden.
Zu Italien unterhielt er exzellente Beziehungen.
Jetzt ist das Ende des Wüsten-Fuchses gekommen. In Tripolis haben die Rebellen die Macht übernommen. Am 20. Oktober 2011 wurde er in Sirte getötet.
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Handshake mit Alfred Gusenbauer, 2007.
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2005 bei einem Immigrations-Gipfel noch ohne Bart.
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Ausstraffiert besuchter er 2009 den italienischen Präsidenten Giorgio Napolitano.
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Gaddafi zeigte sich gerne als Familienmensch. Hier in einem Homevideo mit seiner Enkelin aus dem Jahr 2005.
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Auch bei Romano Prodi war Gaddafi 2004 zu Gast.
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Im April 2011 glaubte er noch ein einen Sieg im Kampf gegen die Rebellen.
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2010 war für Gaddafi noch alles in Butter.
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Mittlerweile wurden beide entmachtet: Hosni Mubarak (l.) und Muammar Gaddafi, anno 1991.
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2010: Staatsoberhäupter als Kumpels. Gaddafi lehnt lässig auf den Schultern des yemenitischen Präsidenten Ali Abdulla Saleh und des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak.
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2007 war zwischen Gaddafi und Sarkozy noch alles in Ordnung.
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Beim G8-Gipfel 2009 in L'Aquila trafen sich Obama und Gaddafi persönlich.
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