Ist er am Ende? Libyens Machthaber Gaddafi verliert jetzt immer mehr Weggefährten.
Tag 13 im Krieg gegen Libyens Diktator Gaddafi: Die Lage spitzt sich immer weiter zu. Die Rebellen sollen jetzt zu einem Waffenstillstand bereit sein – wenn Gaddafis Truppen aus den Städten abziehen und Gaddafi mit seiner Familie das Land verlässt. Andernfalls drohen sie mit Vergeltung: „Gaddafi wird sterben, es gibt keine andere Lösung“, sagt Rebellensprecher Ahmed Bani zu ÖSTERREICH (siehe Interview von Karl Wendl mit Ahmed Bani).
Am Freitag sollen laut Medienberichten in London schon erste Gespräche mit einem ranghohen libyschen Vertreter über eine Exit-Strategie von Gaddafi geführt worden sein. Und die USA haben angekündigt, ab Sonntag keine Kampfeinsätze in Libyen mehr zu fliegen, sondern nur noch unterstützende Rollen zu erfüllen.
Gaddafi selbst verliert immer mehr Weggefährten. Wichtige Gefolgsleute haben sich von ihm abgewandt. Darunter etwa:
- Moussa Koussa, Ex-Außenminister und Gaddafis engster Vertrauter, kündigte ihm am Mittwoch seine Gefolgschaft und flüchtete nach London. Seine Begründung: Er sei immer gegen die Angriffe des Regimes auf die Zivilbevölkerung gewesen.
- Erst Ende März lief Gaddafi mit Mahmoud Jabril ein enger Wirtschaftsverbündeter weg – Jabril ist Chef der Übergangsregierung des Rebellenrates in Bengasi.
Immer mehr Regimetreue verlassen den Machthaber
- Auch Mustafa Zarti, austrolibyscher Manager und enger Freund von Gaddafi, ist (wie berichtet) nicht mehr an Bord: Zarti, der in Österreich durch die Freundschaft zu Jörg Haider bekannt wurde, trat als Vizepräsident des libyschen Staatsfonds zurück.
- Ex-Justizminister Mustafa Jalil hat Gaddafi aus Protest gegen die Schüsse auf Demonstranten den Rücken gekehrt.
- Die UN-Botschafter Ibrahim Dabbashi und Abdurraham Shalgam wandten sich von Gaddafi ab. Auch ihr Nachfolger, Ex-Außenminister und Präsident der UNO-Vollversammlung, Ali Abdessalam Triki, setzte sich ab.
- Ex-General Omar al-Hariri verließ Gaddafi ebenfalls.
- Auch Ex-Innenminister Obeidi ist zurückgetreten.
Obwohl Gaddafi jetzt ein Ausreiseverbot für seine engsten Vertrauten verhängt hat, sollen aber noch weitere Abgänge folgen. Am Freitag schrieb die Zeitung Al-Sharq al-Awsat, dass Parlamentspräsident und Ministerpräsident Al Baghdadi al-Mahmoudi wegwill. Der arabische TV-Sender Al-Jazeera berichtete, dass auch der Chef des Auslandsgeheimdienstes und ein hochrangiger Diplomat das Land verlassen hätten.
Karl Wendl