Menschenrechtler erheben schwere Vorwürfe gegen Libyens neues Regime.
Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) sitzt Gaddafis Sohn Saif al-Islam seit Wochen in Isolationshaft, ohne Zugang zu Anwälten. Zudem seien ihm zwei Fingerkuppen wegen Wundbrands amputiert worden, berichtet "Spiegel Online" am Freitag.
Schon im kommenden Monat könnte der Prozess gegen den ältesten Sohn des getöteten Dikatators Muammar al-Gaddafi beginnen. Dem 39-Jährigen werden Kriegsverbrechen und Korruption vorgeworfen, der in der libyschen Stadt Sintan einsitzt.
Laut HRW beklagt sich Gaddafi vor allem darüber, dass er in Isolationshaft festgehalten werde, berichtete die Londoner "Times". Omran Eturki, Chef der Rebellenregierung in Sintan, erklärte, dass der Gefangene derzeit noch verhört werde. Er dürfe erst nach der Befragung mit Anwälten sprechen. "Das ist nicht meine Entscheidung, das sind libysche Regeln", sagte Eturki der "Times".
Nach Angaben von Human Rights Watch dagegen entspricht es internationalen Standards, dass Häftlingen innerhalb von 48 Stunden nach ihrer Festnahme Zugang zu Anwälten gewährt wird.
Sintan-Brigaden hatten Gaddafi am 19. November im Süden des Landes festgenommen, er war offenbar im Begriff, ins Nachbarland Niger zu flüchten. Die Brigaden hatten ihn anschließend nach Sintan gebracht.
Vertreter der neuen politischen Führung in dem nordafrikanischen Land hatten früh signalisiert, dass sie Gaddafi nicht an den Internationalen Strafgerichtshof nach Den Haag ausliefern, sondern ihm in der Heimat den Prozess machen wollen. Bei einem Verfahren in Libyen droht Gaddafi die Todesstrafe.
Gaddafi-Familie nimmt Anwalt
Die Gaddafi-Familie hat den israelischen Anwalt Nick Kaufman engagiert. Laut einem Bericht des "Guardian" will Aisha al-Gaddafi, Tochter des früheren Diktators, erwirken, dass der Internationale Strafgerichtshof die genauen Umstände des Todes ihres Vaters untersucht.
Kaufman hat demnach einen Brief an das Gericht geschickt, in dem er schreibt, dass seine Mandantin "schweren seelischen Belastungen" durch die Bilder zum Tod von Muammar al-Gaddafi ausgesetzt gewesen sei. Der langjährige Machthaber und sein Sohn Mutassim seien "auf entsetzlichste Weise ermordet" worden, die Leichen seien anschließend unter Missachtung islamischen Rechts auf "groteske Weise missbraucht" worden.
Muammar al-Gaddafi war am 20. Oktober bei einem Gefecht in Sirt ums Leben gekommen. Der Diktator starb durch einen Kopfschuss. Bilder zeigten damals das blutüberströmte Haupt des langjährigen Diktators. Später wurde er zusammen mit seinem Sohn Mutassim an einem unbekannten Ort in der Sahara beigesetzt.