Ein Wüsten-Führer sollte den Gaddafi-Sohn in den Niger bringen; doch er lieferte ihn aus.
Jetzt werden immer mehr Details der Festnahme von Saif al-Islam Gaddafi bekannt: Der einstige Lieblings-Sohn des libyschen Diktators heuerte für seine Flucht in den Niger offenbar einen Nomaden an. Dafür wurden ihm laut der britischen Zeitung "telegraph" eine Million Euro geboten. Doch Yussef Saleh al-Hotmani verriet Saif: Er lieferte ihn direkt an die Vertreter der neuen Regierung aus. "Ich danke Allah, der es ermöglicht hat, dass ich diesen Feind besiegt habe", so al-Hotmani.
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Unterdessen ist ein neues Video aufgetaucht, das die Ankunft Saifs in Zintan nach seiner Festnahme zeigt: Mit Schmerz verzerrtem Gesicht berichtet der 39-Jährige, woher seine Hand-Verletzung herrührt. Er sagt, dass er bei einem NATO-Angriff verwundet worden sei.
Doch seine Version ist nicht gesichert. Am Montag meldete sich ein Zeuge im libyschen TV, der gesehen haben will, wie Saif die Finger abgehackt worden waren.
Libyer wollen Saif nicht ausliefern
Die neue Führung in Libyen ist derzeit nicht bereit, Saif al-Islam an den Haager Internationalen Strafgerichtshof (IStGH bzw. ICC) zu überstellen. Die strafrechtliche Verfolgung sei Sache der libyschen Justiz, sagte der Minister Mohammed al-Allagui am Dienstag in Tripolis. "Das ist eine Frage unserer Souveränität", fügte er hinzu. IStGH-Chefankläger Luis Moreno-Ocampo (Argentinien) traf am Vormittag in Tripolis ein. Der Internationale Strafgerichtshof hatte Ende Juni einen Haftbefehl gegen den Gaddafi-Sohn ausgestellt, die Anklage wirft dem 39-Jährigen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.
Kritiker des libyschen Übergangsrates machen geltend, dass ein rechtsstaatliches Verfahren in Libyen überhaupt nicht zu gewährleisten wäre. Die westlichen Mächte, insbesondere Großbritannien, die USA und Frankreich, hätten aber kein Interesse, dass Saif al-Islam vor den IStGH komme, wo er über deren Kontakte mit dem früheren Regime "auspacken" könnte.