Libyen

Gaddafi-Tochter: Baby auf Flucht geboren

29.08.2011

Entbindung nur einen Tag nach ihrer Ankunft in Algerien.

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Kurz nach ihrer Flucht nach Algerien hat die Tochter von Libyens Diktator Muammar al-Gaddafi ein Kind zur Welt gebracht. Aisha Gaddafi habe am frühen Morgen eine Tochter geboren, hieß es am Dienstag aus algerischen Regierungskreisen. Mutter und Tochter seien gesund.

Die 1977 geborene Aisha Gaddafi ist die einzige Tochter des langjährigen libyschen Machthabers und bekleidete den militärischen Rang eines Generalleutnants. Sie wird aufgrund ihres eleganten Aussehens und der langen blonden Haare "Claudia Schiffer Libyens" genannt. Die Anwältin schloss sich nach der Festnahme des irakischen Ex-Staatschefs Saddam Hussein dem Team von dessen Verteidigern an. Auf den Philippinen verhandelte die UNO-"Botschafterin des Guten Willens" mit der islamistischen Abu-Sayyaf-Gruppe über die Freilassung westlicher Geiseln.

Der Gaddafi-Clan hat sich bis gestern offenbar in Libyen versteckt. Gaddafis Frau Saifa war mit drei Kindern (Aisha, sowie den Söhnen Hannibal und Mohammed) am Montag nach Algerien eingereist.

Gaddafi noch in Libyen 
Der Diktator selbst soll sich immer noch in Libyen verschanzen. Diplomaten meinen, er befinde sich in der Stadt Bani Walid, 100 Kilometer südöstlich von Tripolis. Bei ihm soll sein Sohn Al-Saadi sein.

Sohn Khamis wurde wahrscheinlich auf der Flucht erschossen. Khamis Gaddafi sei "wahrscheinlich während einer Schlacht" nahe Tarhuna rund 80 Kilometer südlich von Tripolis getötet worden, berichteten die Rebellen. Er sei "mit ziemlicher Sicherheit" auf dem Weg nach Bani Walid gewesen. Dort habe er sich seinem untergetauchten Vater und zwei seiner Brüder anschließen wollen.

Die Rebellen haben eine Belohnung von 1,1 Millionen Euro auf Gaddafi ausgesetzt - tot oder lebendig. 

Rebellen stellen Ultimatum
Bis Samstag sollen die Gaddafi-Truppen die letzten Hochburgen des alten Regimes übergeben, fordern die Rebellen. "Länger können wir nicht warten", sagte der Chef des Rates, Mustafa Abdel Jalil, am Dienstag in Benghazi.  Derzeit halten Kämpfer der ehemaligen Regierungstruppen noch Gaddafis Geburtsstadt Sirte sowie die Wüstenstadt Sebha (Sabha) im Zentrum des Landes. "Wir können die Situation militärisch lösen, aber das wollen wir nicht", sagte Jalil.

NATO bombardiert Sirte und Bani Walid
NATO-Kampfflugzeuge konzentrieren ihre Bombenangriffe auf die noch verbliebenen Hochburgen Gaddafis. Die Allianz bestätigte Angriffe auf Militäreinrichtungen in Gaddafis Geburtsort Sirte und in Bani Walid. Insgesamt seien in den vergangenen 24 Stunden 42 Kampfeinsätze geflogen worden.

Kinder als menschliche Schutzschilde
Unterdessen wurden weitere Kriegsgräuel bekannt. Nach Angaben der Organisation "Ärzte für Menschenrechte" setzten Truppen von Gaddafi bei früheren Kämpfen Kinder als 'menschliche Schutzschilde' gegen Luftangriffe der NATO ein.

Kritik an Algerien
Die libysche Übergangsregierung hat unterdesssen Algerien wegen der Aufnahme der Gaddafi-Familie scharf kritisiert. "Dies ist ein Akt der Aggression gegen das libysche Volk und seine Hoffnungen", sagte Informationsminister Mohammed Schammam.

"Wir werden alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, um diese Kriminellen zurückzubekommen und sie vor Gericht zu stellen", sagte der Informationsminister. Zugleich warnte er davor, Gaddafi selbst Unterschlupf zu gewähren. Jeder, der dies versuche, sei ein "Feind des libyschen Volkes".

Sabotage?: Gaddafi lässt sein Volk verdursten
Das ‚befreite‘ Volk leidet. Die Wasserversorgung in Tripolis ist völlig zusammengebrochen, nur mehr in den Moscheen wir rationiert Wasser ausgegeben. Es funktioniert keine Toilette mehr, keine Dusche. In allen Straßen Müllberge. Dazu die extreme Sommerhitze. 40 Grad im Schnitt, manchmal mehr: „Das Wasserproblem“, flucht Wahleed Salhi (42, Bankangestellter), „ist schlimmer als der Krieg“. Er hat vier Kinder, seine Eltern wohnen im Haus: „Wir können nicht mehr kochen.“

Bisher wurde Tripolis über ein künstliches Pipelinesystem versorgt. Das Wasser kommt aus dem Süden, aus 800 Kilometer entfernten Tiefbrunnen in der Wüste. Den Hassouna-Versorgungsstrang haben (vermutlich) Gaddafis Soldaten bei ihrem Rückzug teilweise zerstört. Die Schaltzentrale wurde sabotiert, die Ingenieure sind weg: „Wir arbeiten daran“, sagt Ahmed Barakant, der neue Gesundheitsminister, zu ÖSTERREICH, „die Pumpanlagen wieder in Gang zu bekommen“.

Außerdem sei derzeit ein Schiff mit Wasser unterwegs: „Damit können zumindest die Ausgabestellen in den Moscheen versorgt werden.“

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