Hitech-Waffen im Einsatz
Ganze Welt im Krieg gegen ISIS
23.09.2014
Obama gibt grünes Licht für Luftangriffe auf Terror-Hochburg Rakka.
„Gewaltige Explosionen erschüttern die Stadt“, war in den gestrigen Morgenstunden auf Twitter zu lesen. Und: „Die Geräusche von Kriegsflugzeugen sind deutlich zu hören.“ Später dann hieß es: „Der Himmel über Rakka ist jetzt voller Drohnen.“ Das syrische Rakka gilt als Hochburg des ISIS und als wichtigster Stützpunkt der Terroristen.
Bald war klar: US-Präsident Barack Obama hatte Montagabend grünes Licht für den Hightech-Angriff mit Kampfjets, Marschflugkörpern, Präzisionsbomben und Drohnen gegeben. Eineinhalb Monate nach dem Start von Bombardements auf ISIS-Stellungen im Irak fliegen die USA nun auch – mit den arabischen Partnerländern Saudi-Arabien, Jordanien, Katar, den VAR und Bahrain – Luftangriffe auf dschihadistische Kommandozentren, Waffenlager und Trainingscamps in Syrien.
Auch Khorasan-Kämpfer wurden angegriffen
Neben ISIS-Zielen in Rakka wurden auch acht bei Aleppo stationierte Einrichtungen des nicht minder gefährlichen Al-Kaida-Ablegers Khorasan attackiert.
Der nicht enden wollende Flüchtlingsstrom aus Syrien und dem Irak bewegt unterdessen die ganze Welt: Bis zu zwei Millionen leidgeprüfte Menschen sind derzeit auf der Flucht vor dem ISIS-Terror. Sie können nun hoffen, dass die Hightech-Lufteinsätze einen Wendepunkt bedeuten.
"Auf diesen Tag haben wir uns so lange gefreut"
„Was für ein bedeutsamer Tag, ein Tag auf den wir uns so lange gefreut haben“, beschwor ein Angehöriger der syrischen Opposition im US-Sender CNN.
Rakka: Das Horror-Regime der ISIS
ISIS-Kämpfer nach den Bombardements. (c) AFP
Es ist kein Zufall, dass die USA speziell Rakka unter Beschuss nahmen. Ursprünglich war die nordsyrische Stadt am Ufer des Euphrat als blühende, religiös gemischte und tolerante Metropole bekannt. Im März 2013 allerdings eroberten islamistische Rebellen Rakka im Bürgerkrieg gegen den syrischen Machthaber Assad. Spätestens im Sommer 2013 setzten sich unter den verschiedenen Rebellengruppen und -grüppchen die Terrorbanden des ISIS durch. Diese etablierten in Rakka ein islamistisches Horrorregime. Laut Augenzeugen gibt es öffentliche Exekutionen. Es gilt die Scharia. Frauen müssen verschleiert sein. Es gilt ein generelles Musikverbot!
Kurz: "Wir sind in Anti-Terror-Allianz"
Diplomatischer Kampf gegen ISIS: Bundespräsident Fischer und Außenminister Kurz.
New York. Am Weg zur UNO-Generalversammlung in New York (ab heute), bei der der Kampf gegen ISIS das Hauptthema ist, stellte Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) klar:
„Österreich beteiligt sich an einer politischen Koalition nach unseren Möglichkeiten als militärisch neutraler Staat.“ Österreich werde sich beispielsweise bei humanitären Hilfsmaßnahmen für verfolgte Minderheiten wie die Jesiden und verschärfte Gesetze im innerstaatlichen Bereich, erklärte er im Flieger nach New York ÖSTERREICH. An der Allianz sind 50 Länder beteiligt, auch andere neutrale Staaten wie Schweden oder Irland.
Der Außenminister hat ein volles Programm: Bei den Vereinten Nationen traf er zunächst Iraks Präsidenten Fuad Masum und danach Irans Hassan Rohani (mit Präsident Heinz Fischer) wird er bei der Eröffnung der UNO-Generalversammlung teilnehmen.
Am Donnerstag stehen Termine mit den „politischen Direktoren“ von Twitter und Facebook für Kurz am Programm.
Autor: Isabelle Daniel, New York
2 Millionen auf der Flucht vor ISIS
Während wegen des ISIS-Terrors etwa 1,8 Millionen Menschen flüchten, spitzt sich in Österreich die Asylfrage dramatisch zu: Das Erstaufnahmezentrum Traiskirchen, 2010 noch auf 480 Personen limitiert, platzte Dienstag mit 1.595 Personen aus allen Nähten. Gegen Ende der Woche werden die Bundesbetreuungsquartiere endgültig voll sein. Bundesweit kommen pro Tag bis zu 170 neue Anträge dazu, immer mehr davon von Syrern. Weil Asylwerber am Wochenende aber nicht in die Länder überstellt werden können (Beamte arbeiten nur werktags), droht nun der totale Kollaps.
Verhärtete Fronten in der "Kasernen-Frage"
Doch die Politik findet keine Lösung: Mikl-Leitner führte Dienstag ein „Krisengespräch“ mit Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ). Er bot erneut an, Flüchtlinge in der Kaserne Baden unterzubringen (Kapazität: 900). Mikl-Leitner fordert aber einen Assistenzeinsatz, damit Bürgermeister – wie zuletzt jener in Linz – nicht die Unterbringung von Flüchtlingen wegen widmungswidriger Verwendung blockieren können. Aber: Die Fronten blieben vorerst verhärtet.
Bis Jahresende werden jedenfalls 9.000 weitere Anträge erwartet, 26.000 sind es dann heuer insgesamt. Mikl-Leitner will heute beim „Flüchtlings-Gipfel“ in Pörtschach (Kärnten) ein neues System vorstellen. Kern: Asylwerber sollen in dem Land bleiben, wo sie den Antrag stellen. Viele kleine Quartiere sollen Traiskirchen entlasten. Das Bemühen einiger Länder gibt Hoffnung: Tirol will bis zu 150 Plätze schaffen, die Steiermark will an einer Lösung mitwirken, Salzburg übermittelte dem Bund eine Liste mit Unterkünften. Und im Burgenland stellte die Polizei 40 Plätze im Turnsaal bereit.
Autor: J. Prüller