Das Schiff der Gaddafi-Stiftung soll Medikamente bringen. Die Israelis befürchten aber einen getarnten Waffentransport.
Ein von Libyen gechartertes Schiff mit Hilfsgütern für den Gazastreifen hat Ägypten erreicht. Der unter moldawischer Flagge fahrende Frachter "Amalthea" lief am Abend in den Hafen von Al-Arish ein. Er wollte ursprünglich die israelische Seeblockade vor dem Palästinensergebiet brechen. Schließlich konnte die befürchtete Konfrontation vermieden werden. An den Vermittlungsbemühungen soll auch der österreichische Unternehmer Martin Schlaff beteiligt gewesen sein.
Der Hafendirektor von Al-Arish, Gamal Abdelmaksud, bestätigte Mittwochabend, dass das Schiff im Hafenbereich angekommen sei. Der ägyptische Außenminister Ahmed Abul Gheit hatte zuvor nach Angaben der amtlichen ägyptischen Nachrichtenagentur MENA gesagt, dass die Ladung des Schiffes in Al-Arish gelöscht und an den ägyptischen Roten Halbmond weitergeleitet werden soll, der den Transport nach Gaza organisieren will.
Verfolgung
Mehrere Boote der israelischen Marine waren dem
Hilfsschiff lange Zeit in Sichtweite gefolgt. Israel wollte verhindern, dass
die 12-köpfige Crew der "Amalthea" in letzter Minute doch noch in Richtung
des nördlich gelegenen Gazastreifens abdreht. An Bord der "Amalthea" sind
auch 15 pro-palästinensische Aktivisten. Sie wollten die rund 2.000 Tonnen
Hilfsgüter ursprünglich direkt nach Gaza bringen. Die israelische Marine
warnte die Besatzung jedoch mehrfach, die Seeblockade vor dem Gazastreifen
zu brechen.
Rätsel
Das Schiff hatte Israel lange Zeit Rätsel aufgegeben.
Zwar änderte der Kapitän am späten Dienstagabend auf Anweisung der
israelischen Marine den Kurs in Richtung Ägypten. Der Frachter dümpelte dann
aber die Nacht hindurch im Mittelmeer vor sich hin. Der Kapitän gab an, dass
ein Maschinenschaden repariert werden müsse. Auch der Funkkontakt ging nach
israelischen Armeeangaben Mittwochfrüh vorübergehend verloren. Die
"Amalthea" setzte dann zu Mittag ihre Fahrt zunächst zügig fort,
verlangsamte aber das Tempo plötzlich wieder vor den ägyptischen
Territorialgewässern.
Israelische Spezialkräfte hatten Ende Mai in internationalen Gewässern eine Hilfsflotte geentert und dabei acht türkische Palästina-Solidaritätsaktivisten und einen türkisch-amerikanischen Doppelstaatsbürger erschossen, 45 weitere Personen zum Teil schwer verletzt. Israels Premierminister Benjamin Netanyahu hat eine Entschuldigung für den Einsatz ausgeschlossen. Ankara hat mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen gedroht, sollte sich Israel nicht für den Angriff entschuldigen. Der UNO-Sicherheitsrat hatte eine unabhängige Untersuchung verlangt, Israel aber hat einseitig eine Untersuchungskommission gebildet. Diese hat den Einsatz von Schusswaffen inzwischen als gerechtfertigt bezeichnet und die Soldaten der Sondereinheit "Shayetet 13" von aller Schuld freigesprochen. |