In Frankreich sind erneut tausende Unterstützer der "Gelbwesten"-Bewegung auf die Straße gegangen. Bis zum frühen Samstagnachmittag beteiligten sich nach Angaben des Innenministeriums landesweit rund 9600 Menschen an den Demonstrationen, davon 6700 Menschen in der Hauptstadt Paris. Dort kam es erneut zu Ausschreitungen. 137 Menschen wurden nach Polizeiangaben vorläufig festgenommen, 110 von ihnen kamen in Gewahrsam.
Es war die erste "Gelbwesten"-Kundgebung seit dem Brand der Kathedrale von Notre-Dame. Der Bereich unmittelbar um die gotische Kirche war für die Demonstranten gesperrt. Die Teilnehmerzahlen lagen dennoch höher als am vergangenen Wochenende, als bis 14.00 Uhr landesweit 7500 "Gelbwesten"-Aktivisten protestiert hatten.
Notre Dame beschäftigte auch Demonstranten
Das Feuer und die anschließend eingegangenen Spenden für den Wiederaufbau beschäftigten auch die Demonstranten. "Das Geld für Notre-Dame ist eine gute Sache", sagte ein Pensionist, der früher bei der Eisenbahn gearbeitet hatte, der Nachrichtenagentur AFP. "Aber wenn man sieht, was man innerhalb weniger Stunden an Geld locker machen kann..." Auf einem Transparent war in Anspielung auf den Autor des Romans "Der Glöckner von Notre-Dame" zu lesen: "Victor Hugo dankt euch für Notre-Dame de Paris, aber vergesst nicht die Elenden."
Die Demonstration hatte zunächst relativ ruhig begonnen. Ein kleinerer Protestzug, der an der Basilika Saint-Denis begann, verlief nach Polizeiangaben ohne Zwischenfall. Zu den ersten Zusammenstößen kam es dann am frühen Nachmittag in der Nähe des Bastille-Platzes. Die Polizei führte insgesamt rund 11.000 Personenkontrollen aus.
In der Innenstadt setzten Sicherheitskräfte Tränengas gegen die "Gelbwesten" ein, wie AFP-Reporter berichteten. Demonstranten zündeten Motorroller an und warfen Flaschen und Gegenstände auf die Polizei. Zudem gab es aus den Reihen der Teilnehmer den Sprechchor "Bringt euch um, bringt euch um" - eine Anspielung auf eine Reihe von Selbstmorden unter Polizisten seit Beginn des Jahres an. Auch Mülleimer, Absperrungen und Autos standen in Flammen.
"Radikaler Block" befürchtet
Die Pariser Polizei hatte vor dem Beginn der Proteste befürchtet, dass unter den Demonstranten "ein radikaler Block von 1500 bis 2000 Menschen" sein würde, der Chaos in der Hauptstadt verbreiten könnte. Bei früheren "Gelbwesten"-Protesten waren Gebäude angezündet, Fenster eingeworfen und Geschäfte geplündert worden.
Frankreichs Innenminister Christophe Castaner ließ darum landesweit mehr als 60.000 Mitarbeiter von Polizei und Gendarmerie mobilisieren. Er erwarte Krawallmacher in Toulouse, Montpellier, Bordeaux und "vor allem in Paris", sagte Castaner.
Es ist bereits das 23. Protestwochenende der "Gelbwesten"-Bewegung - und das letzte, ehe Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Donnerstag seine Reformpläne vorstellt, die er unter dem Druck der anhaltenden Demonstrationen entwickelt hat.
Die "Gelbwesten" protestieren seit fünf Monaten für mehr soziale Gerechtigkeit und niedrigere Steuern. Im Dezember hatte Macron zunächst Zugeständnisse im Umfang von rund zehn Milliarden Euro angekündigt, unter anderem einen höheren Mindestlohn. Von Mitte Jänner bis Mitte März ließ der Präsident die Bürger zudem im Rahmen einer "großen nationalen Debatte" befragen, um "die Wut in Lösungen zu verwandeln".
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