Der Spendenwahn unterspült die US-Politik nun beinahe komplett:
Von einem Duell zwischen Barack Obama und Mitt Romney ist derzeit fast nichts zu bemerken, da beide offenbar nur mehr auf Fundraisern Hände schütteln. Romney lud letztes Wochenende 400 Big Spender, die mehr als $250.000 in seine Kriegskasse beförderten, zu einem Strategie-Treffen ins Promi-Ressort Park City (wo auch jährlich das "Sundance Festival" steigt) nach Utah. Die betuchten Superrepublikaner kutschierten in Golfwägelchen durch das gepflegte Grün des von Legende Jack Nicklaus entworfenen Privat-Golfplatzes "Red Ledges". Obama freilich graste jüngst vor allem Hollywood-Stars in L.A. und New York ab: George Clooney lud in seine LA-Villa, "Sex and the City"-Star Sarah Jessica Parker öffnete ihr Townhouse im schicken West Village (Manhattan).
Groß war das Getöse 2008, als am Ende der Schlacht ums Oval Office Obama und McCain über eine Milliarde Dollar ausgegeben hatten. Das war gestern. Vorgestern, genauer gesagt. Für alle Politwahlkämpfe zusammen wurde in den letzten 15 Monaten bereits 2,9 Milliarden ausgegeben, teilte die "Federal Election Comission" am Montag mit. Darin enthalten sind freilich die 1.100 Rennen für "House"- und Senatssitze, der Spendenfluss während der Republikaner-Vorwahlen und Gelder, die Parteien direkt einsammelten.
Doch bereits jetzt wird sichtbar, wie "Super PACs" (Political Action Committees) die US-Politik dominieren (ruinieren): Sie streiften $986,4 Mio. ein, gaben $785 Mio. bereits aus (Wähler in Schaukelstaaten wissen inmitten der Flut gegenseitiger, meist plumper, rufmörderischer TV-Attacken ein Lied davon zu singen). Dabei ist das alles erst der Anfang des Geldwahnsinns: Seit der US-Supreme Court im vielleicht verheerendsten Urteil seiner Geschichte ("Citizens United") für Millionäre und Milliardäre praktisch alle Geldschleusen öffnete (jeder kann fortan geben so viel er will!), sind die letzte Reste an Hoffnung auf einen möglichen Wettstreit um Ideen im Wahlkampf verflogen.
Es geht jetzt nur mehr ums Geld. Und Romney hatte damit bisher Erfolg: Während er als einer der vielleicht schwächsten, uninspirierendsten White-House-Kandidat aller Zeiten angesehen wird, spülte er Rivalen mit einem Geld-Tsunami aus dem Weg. Newt Gingrich und Rick Santorum wissen davon zu berichten. Jetzt ist Obama an der Reihe: Zwar kann Romney die Glitzer-Stars Hollywoods vergessen, dafür den Rest der "Country Club"-Mitglieder und Obama-Hasser in den Chef-Ertagen von "Corporate America" melken. Allein die berühmt-berüchtigten Fossil-Barone der Koch-Brüder, die nach der Umwelt nun vor allem Obama den Krieg erklärten, helfen Mitt bei der Schlammschlacht: $400 Mio. wollen sie sammeln für den Sturz des Demokraten.
Team Obama sorgt sich bereits enorm, dass sie heillos ins Hintertreffen geraten könnten beim Geldrennen: Romney alleine dürfte diesen Monat über 100 Millionen sammeln, warnte Team Obama und rief die Basis zum Spenden auf. Sie wissen: Negativwerbungen wirken immer. Und im Argumente-Notstand wird der gut geölte Romney voll darauf setzten.
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