Nach Korruptionsaffäre
Generaldirektor der Vatikanbank tritt zurück
01.07.2013
Auch Stellvertreter trat zurück. Kardinalskommission akzeptiert Entscheidung.
Wenige Tage nach neuen Korruptionsvorwürfen sind der Generaldirektor der skandalumwitterten Vatikanbank und sein Vize zurückgetreten. Paolo Cipriani und Massimo Tulli hätten nach vielen Jahren Arbeit für das Geldhaus entschieden, dass ihr Rücktritt das Beste für die Interessen der Bank und des Vatikans sei, teilte der Kirchenstaat am Montagabend mit. Der Verwaltungsrat und die Kardinalskommission an der Spitze der Bank hätten die Rücktrittserklärung der beiden angenommen.
"Seit 2010 arbeiten das IOR und sein Management hart dafür, Strukturen und Prozesse in Einklang mit den internationalen Anti-Geldwäsche-Richtlinien zu bringen", erklärte der deutsch Präsident der Bank, Ernst von Freyberg. "Während wir dankbar sind für das, was erreicht wurde, ist klar, dass wir eine neue Führung brauchen, um das Tempo dieses Prozesses zu erhöhen." Das Istituto per le Opere di Religione IOR (Institut für die religiösen Werke), ist in seiner Geschichte oft mit Skandalen in Verbindung gebracht worden und stand lange wegen wenig transparenter Geschäfte in der Kritik.
Erst am Freitag war im Zusammenhang mit den Ermittlungen rund um die Bank ein hochrangiger Vatikan-Geistlicher festgenommen worden. Nunzio Scarano und zwei weiteren Beschuldigten werden Korruption, Betrug und Verleumdung vorgeworfen. Scarano soll einem früheren Geheimdienstmitarbeiter 400 000 Euro gezahlt haben, damit er 20 Millionen Euro Bargeld mit einem Privatflugzeug aus der Schweiz nach Italien bringt.
Von Freyberg dankte Cipriani und Tulli für ihr "persönliches Engagement" in den vergangenen Jahren. Cipriani hatte seit 2007 für die Bank gearbeitet, war aber bereits früher in die Skandale rund um das Institut verwickelt. 2010 wurden wegen des Verdachts auf Geldwäsche 23 Millionen Euro auf einem Konto der Bank beschlagnahmt, Cipriani und der damalige IOR-Chef Ettore Gotti Tedeschi gerieten ins Visier der Ermittler.
Ernst von Freyberg soll nun zunächst übergangsweise die Aufgaben von Cipriani mitübernehmen. Der Auswahlprozess für einen Nachfolger laufe bereits. Er werde in Kürze präsentiert, hieß es.