Angriffe an Land und auf See

Gewalteskalation: Mob attackiert Migranten auf Lesbos

01.03.2020

Maskierte Männer auf einem Motorboot griffen Migranten auf offener See an, dutzende Bewohner im Hafen ließen Flüchtlinge nicht an Land und ein Ex-UN-Begrüßungszentrum wurde in Brand gesteckt. Die Lage auf der griechischen Insel eskaliert.

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Nachdem die Türkei die Grenzen für Tausende Flüchtlinge in Richtung EU geöffnet hat, droht die Situation in den Hotspots zunehmend zu eskalieren. Besonders heikel ist es auf der griechischen Insel Lesbos.

Wie die Organsiation "Alarm Phone" auf Twitter beschreibt, soll ein Boot mit Migranten, darunter 18 Kinder, aus der Türkei kommend von maskierten Rechtsextremen auf einem Motorboot attackiert worden sein. Durch den Angriff auf offener See, der sich auf der Höhe der Stadt Mytilini auf Lesbos ereignet haben soll,  ging der Motor des Bootes der Migranten kaputt. Zwar soll ein türkisches Schiff in der Nähe, zur Hilfe kam es ihnen aber nicht. Wie es in dem Tweet heißt, mussten sie daraufhin mit den Händen patteln. Unbestätigten Berichten zufolge sollen die Angreifer geflüchtet sein und im Hafen von Thermi angelegt haben.

 

 

 

 

 

© APA/AFP/ARIS MESSINIS

 

Dort versammelte sich am Hafen schließlich ein Mob wütender Bewohner, der die rund 50 Migranten nicht an Land ließ. Sie schrien "Geht zurück in die Türkei", beschimpften einen Vertreter des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), einige griffen Journalisten und Fotografen an. Unter den Flüchtlingen waren auch Kinder.

Nahe des Strands von Skala Sykamineas beobachtete ein AFP-Fotograf, wie Griechen ein nicht mehr genutztes UN-Begrüßungszentrum für Flüchtlinge in Brand setzten. Es war Ende Januar geschlossen worden.

Eine weitere Gruppe Bewohner versuchte unterdessen, einem Polizeibus mit Migranten mit Ketten und Steinen den Weg in das heillos überfüllte Lager Moria zu versperren, wie die griechische Nachrichtenagentur ANA berichtete. Ein Polizist wurde demnach leicht verletzt. Das Lager wurde ursprünglich für 3.000 Menschen gebaut, inzwischen leben dort 19.000.

© APA/AFP/ARIS MESSINIS


Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan hatte am Wochenende wegen der Kämpfe um die Provinz Idlib im Nordwesten Syriens die Grenzen seines Landes zur EU geöffnet. Tausende Flüchtlinge aus der Türkei versuchten daraufhin, über die Grenze nach Griechenland zu gelangen.

Nach AFP-Zählung kamen allein auf Lesbos am Sonntag rund zehn Boote mit etwa 500 Menschen an. Laut ANA landeten 120 Flüchtlinge auf der Insel Chios und 80 weitere auf Samos. Die griechische Küstenwache zählte am Vortag 180 Neuankömmlinge auf Lesbos und Samos.

Bereits in der vergangenen Woche hatten hunderte Bewohner von Lesbos gegen den Bau neuer Flüchtlingslager protestiert. Sie geben an, ihre Insel sei jetzt schon überlastet.

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