Ungarn
Giftschlamm: Neue Vorwürfe gegen Firma
13.10.2010
Im Krankenhaus ist am Mittwoch eine neunte Person verstorben.
Mitarbeiter der Aluminiumfirma MAL AG, deren geborstenes Abfallbecken zu der Giftschlamm-Katastrophe in Ungarn geführt hat, erheben schwere Vorwürfe: Das Unternehmen habe jeden, der offen über die Probleme mit dem Damm sprach, mit Entlassung gedroht, berichten ungarische Medien.
Neuntes Todesopfer
Die Katastrophe hat am Mittwoch ein neuntes Todesopfer gefordert: Eine durch die Überschwemmung mit Giftschlamm am 4. Oktober verletzte Personen ist in der Früh im Spital gestorben. Der ältere Bewohner der Ortschaft Kolontar habe sich während der Überflutung Verletzungen zugezogen.
Lecks waren bekannt
Laut "Nepszabadsag" haben mehr als 20 Angestellte Vorwürfe gegen den von der Polizei festgenommenen MAL-Generaldirektor Zoltan Bakonyi erhoben. Der Manager soll gemäß deren Aussagen seit Wochen von den Lecks in den Beckenmauern gewusst und auch Maßnahmen dagegen unternommen haben.
Kleiner Erfolg
Im westungarischen Komitat Veszprem konnten sich die Einsatzkräfte beim Kampf gegen einen neuerlichen Dammbruch, der von einem zweiten löchrigen Reservoir in dem Aluminiumwerk droht, am Mittwoch über einen kleinen Erfolg freuen: Aus der betroffenen Sektion, die an das vorige Woche geborstene Becken grenzt, wurde laut MTI ein Großteil des Wassers abgepumpt. Mit dieser Maßnahme soll eine zweite Überschwemmung mit giftigem Rotschlamm verhindert werden. An dem Zustand der desolaten Beckenwand habe sich nichts verändert, so Katastrophenschutzsprecher Tibor Dobson.
Keine neue Verseuchung
Halte der Damm, wäre aktuell keine erneute Verseuchung der Umgebung zu befürchten, zitierte die deutsche Nachrichtenagentur dpa einen Behördensprecher. Wegen der dickflüssigeren Zusammensetzung des Schlammes soll eine neuerliche Giftlawine zudem "nur wenige hundert Meter weit" kommen.
Im Zuge der Aufräumarbeiten dürften in Kolontar neun und in Devecser mehr als zehn Gebäude abgerissen werden müssen. Von rund 1.000 evakuierten Bewohnern befinden sich laut MTI noch 99 in temporären Unterbringungseinrichtungen der Gemeinde.