Aufregung im Netz

Giraffen-Tod: Shitstorm gegen Zoo

10.02.2014

Der eineinhalb Jahre alte "Marius" wurde wegen Inzuchtgefahr getötet.

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Nach der Tötung eines Giraffenjungen in Kopenhagen richtet sich ein Sturm der Entrüstung gegen den Direktor des Zoos. Das eineinhalb Jahre alte Tier "Marius " war am Sonntag betäubt und erschossen worden, weil es nicht mehr genügend Platz im Zoo gab. Wegen der Inzuchtgefahr konnte es nach Zooangaben auch nicht in einen anderen europäischen Tierpark umziehen.



Ein Teil des Jungtiers war an die Löwen im Zoo verfüttert worden. Auf Facebook rissen die wütenden Kommentare am Montag nicht ab: "Schäm dich, Kopenhagener Zoo", lautete etwa ein Eintrag. "Ihr habt eine unschuldige Baby-Giraffe getötet!"



In einer Petition im Internet hatten mehr als 27.000 Menschen die Rettung des Tiers gefordert. Am Montag forderten die Organisatoren der Petition die Absetzung von Zoodirektor Bengt Holst. Der hatte die Tötung des Tiers verteidigt. "Das war eine Standardprozedur, die sicherstellt, dass es auch in Zukunft einen gesunden Bestand an Tieren gibt", sagte Holst der Zeitung "Berlingske". Zoobesucher - Kinder und Erwachsene - hatten am Sonntag die Obduktion des Tiers in Kopenhagen verfolgen können.

Eine Giraffe zu verfüttern, sei im Grund nichts anderes, als ein Schwein zu keulen, sagte der Direktor des Nürnberger Zoos, Dag Encke, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. "Die Leidensfähigkeit der beiden Tiere ist identisch", betonte er. "Wir Zoos sind auch da, um den Menschen zu zeigen: Das ist etwas ganz Natürliches, auch eine Giraffe wird gefressen."

Tötung auch in Wien möglich
Auch im Tiergarten Schönbrunn sei eine ähnliche Vorgehensweise möglich, sagte Fachtierarzt Thomas Voracek. Wie der Kopenhagener Zoo ist auch der Tiergarten Schönbrunn Mitglied in der Europäischen Zoo- und Aquarienvereinigung (EAZA). Diese sieht ein strenges Zuchtprogramm für Giraffen vor. Weil Marius ein ähnliches Genmaterial wie die Giraffen in den anderen 300 EAZA-Zoos aufwies, konnte er in keinem von ihnen aufgenommen werden.

Würde in Schönbrunn ebenfalls ein Giraffenbaby geboren werden, das aufgrund von Inzuchtgefahr nirgendwo Aufnahme fände, könnte es zu einer ähnlichen Vorgehensweise wie in Kopenhagen kommen. Auch die Verfütterung eines Zootieres an andere Zootiere sei erlaubt, betonte Voracek. Er sehe die öffentliche Verfütterung von Marius an Raubtiere im Kopenhagener Zoo daher "emotionslos".
 

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