Hadzic war der letzte flüchtige Kriegsverbrecher aus Ex-Jugoslawien.
Der letzte flüchtige Angeklagte des UNO-Tribunals für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien, Goran Hadzic, ist in Krusedol im Gebirge Fruska Gora unweit der Vojvodina-Hauptstadt Novi Sad festgenommen worden. Die Festnahme sei in einem Wald erfolgt, berichtete der serbische Sender B-92 unter Berufung auf inoffizielle Quellen. In Krusedol steht eines der bekanntesten serbisch-orthodoxen Klöster aus dem 16. Jahrhundert. Das bestätigte der serbische Staatspräsident Boris Tadic am Mittwoch in Belgrad vor Journalisten. Die Festnahme gilt als entscheidender Schritt Serbiens auf dem Weg der europäischen Integration.
"Serbien hat den schwersten Abschnitt in der Zusammenarbeit mit Den Haag (UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen im früheren Jugoslawien, Anm.) abgeschlossen und wird die Erfüllung seiner internationalen Verpflichtungen fortsetzen", so Tadic weiter. Mit der Festnahme von Hadzic habe Belgrad seine gesetzlichen und moralischen Pflichten erfüllt.
Gemälde von Modigliani führte zur Verhaftung
Ein Gemälde des italienischen Expressionisten Amedeo Modigliani hat nach Angaben der serbischen Justiz eine wichtige Rolle bei der Festnahme gespielt. Ein Versuch, das Bild im Wert von mehreren Millionen Euro zu verkaufen, habe die Ermittler auf die Spur des früheren kroatischen Serbenführers gebracht, sagte der serbische Staatsanwalt für Kriegsverbrechen, Vladimir Vukcevic.
Nach Angaben Vukcevics wurde das Gemälde Ende Dezember zusammen mit fünfzig weiteren wertvollen Bildern im Haus eines Freundes von Hadzic entdeckt. Der versuchte Verkauf des Bildes, das Hadzic nach Überzeugung der Behörden während des Kroatienkriegs (1991-1995) bekam, habe gezeigt, dass dem ehemaligen Serbenführer das Geld ausging, sagte Vukcevic.
Als am Montag mehrere Medien falsche Berichte über seine Festnahme veröffentlichten, war das für Hadzic ein Zeichen, dass die Behörden seine Festnahme vorbereiteten. Er habe daraufhin ein Treffen mit einem Kontaktmann verabredet, der ihm Geld für seine Flucht ins Ausland bringen sollte, wie der Sonderstaatsanwalt sagte. Dabei sei er dann festgenommen worden.
Verbrechen gegen die Menschlichkeit
Der heute 52-jährige Hadzic war in acht Punkten der Verbrechen gegen die Menschlichkeit und in sechs Punkten der Verletzung von Kriegsgepflogenheiten angeklagt worden. Dem aus dem kroatischen Vinkovci stammenden einstigen Lagerarbeiter wird angelastet, als Präsident der selbstproklamierten Regierung des "Serbischen Autonomen Gebietes Slawonien, Baranja und Westsrem" und als Präsident der ebenfalls selbstproklamierten "Republik Serbische Krajina" an einem "gemeinsamen verbrecherischen Vorhaben" zwischen 1. August 1991 und Ende Juni 1992 teilgenommen zu haben.
Laut der Anklage ist Hadzic für Deportationen, Zwangsumsiedlungen von Kroaten und anderer Nichtserben aus Ilok, Vukovar und Erdut im Ostslawonien, ferner die Zerstörung von Häusern und sonstigem Privateigentum, Kultureinrichtungen, historischen Denkmälern und Heiligtümern der Kroaten und sonstigen Nichtserben in dieser Region verantwortlich.
Seit 2004 auf der Flucht
Die Haager Anklage wurde am 16. Juli 2004 veröffentlicht. Hadzic, der nach dem Ende des Kroatien-Krieges in der Vojvodina-Hauptstadt Novi Sad in Nordserbien lebte, war Stunden zuvor untergetaucht. Bis dato wurde nicht geklärt, von wem er den Hinweis über die gegen ihn erhobene Anklage erhalten hatte. Das UNO-Tribunal hatte diese kurz zuvor dem damaligen Außenministerium Serbiens-Montenegros zugestellt. Außenminister war zu jenem Zeitpunkt Vuk Draskovic.