Referendum
Graf Ali: »Schotten gehen pleite«
16.09.2014Wahlschotte Graf Mensdorff-Pouilly über die Zukunft der Schotten nach Referendum.
4,2 Millionen Schotten stimmen morgen, Donnerstag, über die Unabhängigkeit ihres Landes von London ab. Letzte Umfragen lassen ein ganz knappes Ergebnis erwarten. Jene, die weg von Großbritannien wollen, lagen mit 51 Prozent vorne. Selbst die Queen reagierte inzwischen besorgt: „Überlegt eure Entscheidung sehr gut“, warnte sie von ihrem Sommersitz Balmoral in Schottland.
»Schottland geht’s dann schlechter als Rumänien«
Nachbar der Queen. Die Mutter von Queen Elizabeth II. war Schottin. Ihre gesamte Jugend verbrachte die Queen auf Schloss Balmoral, beliebter Sommersitz der Royals in Schottland.
Einer der direkten Nachbarn der Queen ist Graf Alfons Mensdorff-Pouilly. Er besitzt das Jagdschloss Dalnaglar, ein Prachtanwesen. „Drei bis vier Mal im Jahr bin ich dort“, so „Graf Ali“ zu ÖSTERREICH. Ob er selbst abstimmen dürfe, wisse er gar nicht, sagt er – aber eine Meinung zur Causa hat er: „Wenn die Schotten vernünftig sind, bleiben sie in Dankbarkeit bei England. Sonst sind sie pleite.“ Aber der Nationalismus gehe dort vor, sagt er. Eine Mehrheit für Unabhängigkeit hält er für möglich. „Dann geht’s ihnen wirtschaftlich schlechter als Rumänien.“
ÖSTERREICH: Wie schätzen Sie als Kenner Schottlands die Abstimmung ein? Wohin geht’s?
Alfons Mensdorff-Pouilly: Ich kann die Schotten nicht verstehen. Ohne Großbritannien sind die doch ganz schnell pleite. Über 50 % arbeiten für den Staat, die Arbeitslosigkeit ist hoch – das können sie nie finanzieren. Das bissel Öl gehört den Engländern, hilft ihnen nichts.
ÖSTERREICH: Stimmt die Mehrheit für Unabhängigkeit?
Mensdorff-Pouilly: Wenn sie vernünftig sind, bleiben sie bei England. Aber der Nationalismus geht dort bei vielen vor. Ich kenne viele fanatische Nationalisten, die schlagen sich aufs Herz, wenn sie nach Schottland einreisen und weinen bei der Ausreise. Vor ein paar Wochen hätte ich geglaubt, 30 bis 35 Prozent stimmen für Unabhängigkeit, stellen danach harte Forderungen an London. Inzwischen halte ich eine Mehrheit für möglich.
ÖSTERREICH: Was passiert dann mit Schottland?
Mensdorff-Pouilly: Dann haben sie keine Währung, sind draußen aus der EU, stehen wirtschaftlich schlechter da als Rumänien. Ich liebe das Land. Aber außer Schafen und Rindern gibt’s da nichts. Auf die Frage, wovon Schottland allein denn leben soll, hab ich zigmal gehört: Die Erderwärmung wird den Nordpol aufweichen, dann gibt’s Schifffahrt direkt von China und Japan nach Schottland, das sei ein Riesenmarkt. Kein Witz: Die glauben das ernsthaft.
(sea, wek)