Medien: "In diesem Jahr wurden alle Grenzen überschritten".
Eine halbnackte Frau sitzt inmitten einer Menschenmenge auf den Schultern eines Mannes. Aus der Menge heraus recken ihr mehrere Burschen die Hände entgegen, um ihr an die Brust zu fassen. Die Szene ereignete sich am Rande der Stiertreiben in Pamplona. Sie war kein Einzelfall. Bei dem traditionellen Fest in der nordspanischen Stadt, das am Sonntag zu Ende ging, gab es eine Reihe von Klagen über sexuelle Übergriffe auf Frauen.
"In diesem Jahr wurden alle Grenzen überschritten", konstatierte die Zeitung "El Mundo". Die alljährlichen Feiern, die der Schriftsteller Ernest Hemingway mit seinem Roman "Fiesta" weltweit bekannt gemacht hatte, bestehen nicht allein darin, dass Kampfstiere durch die Altstadtgassen getrieben werden. Zu dem Fest zu Ehren des Schutzheiligen der Region Navarra gehören auch Konzerte, Prozessionen und zahllose Open-Air-Partys.
Schauen Ja, grapschen Nein Vor etwa fünf Jahren hatten ein paar junge Frauen bei den Feiern damit begonnen, vor einer ausgelassenen Menge im Überschwang ihre Brüste zu entblößen. Dies scheinen mittlerweile einige Männer als Signal zu verstehen, dass nun alles erlaubt sei. Auf einigen im Internet verbreiteten Fotos und Videos entsteht der Eindruck, als hätten manche Frauen nichts dagegen, betatscht zu werden. In anderen Fällen ist aber deutlich zu sehen, dass die betroffenen Frauen sich heftig gegen sexuelle Übergriffe wehren.
Teilnehmer an den Feiern berichteten, dass immer wieder junge Männer ihre Freundinnen vor Attacken von Angetrunkenen schützen müssen. Eine Reporterin des staatlichen Fernsehens wurde während einer Live-Reportage aus einer Menschenmenge mit Wein überschüttet und von einem Mann gegen ihren Willen auf den Mund geküsst.
"Wenn Frauen an den Feiern teilnehmen, wenn sie angetrunken sind und auch wenn sie ihre Blusen ausziehen, ist das keineswegs eine Einladung dazu, sie zu befummeln", betonte Marisa Soleto, Vorsitzende einer Frauenstiftung. "Und es ist erst recht kein Freibrief zu einem kollektiven Betatschen." Einige Frauenrechtlerinnen fühlten sich gar an die sexuelle Gewalt gegen junge Ägypterinnen im Revolutionsgetümmel auf dem Tahrir-Platz in Kairo erinnert.
Riesen-Party in Pamplona
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Die Stiere werden wieder durch die Stadt getrieben
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Zehntausende feiern "San Fermin" - die blutigste Stierhatz der Welt.
Die Bilder von sexuellen Übergriffen in Pamplona lösten in Spanien in den Internetforen einen solchen Wirbel aus, dass die Regierung die Vorkommnisse scharf verurteilte. "Wir dürfen nicht zulassen, dass die bedauernswerten Fälle von Übergriffen auf Frauen sich wiederholen", betonte der Staatssekretär für Gleichberechtigung, Juan Manuel Moreno. "Wir müssen das Fest verteidigen, denn es ist eine Tradition, die allen gehört."
Die Feiern in Pamplona dürften nicht das einzige Volksfest in Spanien sein, bei dem Frauen sexuell belästigt werden. In Ciutadella auf der Balearen-Insel Menorca waren vor zwei Jahren sieben Mädchen bei einem Fest Opfer von Übergriffen geworden. "Die jungen Männer verstecken sich in der Menge und lassen sich zu Dingen hinreißen, die sie auf sich allein gestellt niemals tun würden", erläuterte die Psychologin Blanca Vazquez der Online-Zeitung "elconfidencial.com". Nach ihrer Ansicht spielt neben dem Gruppendynamik und dem Alkohol auch die Wirtschaftskrise eine Rolle. "Wenn die Leute frustriert sind, verlieren sie leichter die Beherrschung und verhalten sich aggressiver."
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