Kampf um Urlauber
Grenzöffnung: Kroatien kritisiert Österreich
05.06.2020
Österreich werden wirtschaftliche Motive für Festhalten an Einschränkungen für Kroatien vorgeworfen.
Die Tatsache, dass Reisende aus Kroatien in Österreich weiterhin in Quarantäne müssen, sorgt für Irritationen in dem Adrialand. Ähnlich wie zuvor schon Slowenien wittert auch Kroatien dahinter wirtschaftliche Motive. "Kroatien 'verboten', weil ein Kampf geführt wird, um Österreicher zu Hause zu halten", so titelte etwa die Tageszeitung "Vecernji list" am heutigen Freitag.
Auch der kroatische Tourismusminister Gari Cappelli schloss sich dieser Interpretierung an: Jeder schütze seine Wirtschaft, sagte der Minister mit Blick auf die bevorstehenden Feiertage in Österreich. "Ich verstehe sie vollkommen. So muss man aber auch uns verstehen, als wir gesagt haben, dass wir die Grenze für zehn Länder öffnen. Ich denke aber, dass sich alles bis zum 15. Juni auf der EU-Ebene herauskristallisieren und lösen wird", betonte Cappelli am gestrigen Donnerstag laut der Nachrichtenagentur Hina. Er fügte hinzu, dass Gespräche über die Grenzöffnung mit Österreich am Laufen seien.
Kroatien hat bereits vor einer Woche die Einreisebeschränkungen für Kroaten und neun weitere EU-Länder aufgehoben. So können Österreicher schon jetzt ohne Auflagen in das Adrialand, bei der Rückkehr nach Hause gilt allerdings nach wie vor die Pflicht zur Quarantäne bzw. einem Gesundheitsattest.
"Antipathische Geste"
Deutlich kritischer zeigte sich deswegen "Vecernji list": die Tatsache, dass Kroatien "übersprungen" wurde und nicht auf der Liste jener Ländern steht, für die in Österreich keine Einreisebeschränkungen mehr gelten, wird in der Zeitung als eine "antipathische Geste und völliges Rätsel für Kroatien" bezeichnet. Eine Entscheidung darüber, wann die Einschränkungen für Kroatien aufgehoben werden, wurde laut dem Blatt für nächste Woche angekündigt. "Gerade pünktlich, damit die Österreicher zu Fronleichnam nicht massenhaft an die Adria kommen", so die Zeitung. Das verlängerte Wochenende hätte laut "Vecernji list" die erste größere Reisewelle aus Österreich an die kroatische Küste auslösen können.
Österreicher können es laut der Zeitung "sicherlich kaum erwarten, dass diese düstere Zeit ohne Reisen endet und sie einen Sprung an das am nächsten gelegene Meer machen können". Nach Angaben des kroatischen Tourismusverbandes (HUT) befinden sich derzeit mehr als 1.500 österreichische Urlauber in dem Adrialand. Das Interesse an Urlaub in Kroatien sei groß, die Hotels verzeichnen viele Anfragen aus Österreich, sagte der HUT-Chef Veljko Ostojic am Donnerstag.
Kroatien gilt als eines der beliebtesten Urlaubsländer der Österreicher. Im Vorjahr wurden in dem Adrialand rund 1,4 Millionen Gästeankünfte aus Österreich gezählt, österreichische Urlauber waren für rund sieben Millionen Nächtigungen verantwortlich. Damit lagen sie auf dem dritten Platz unter ausländischen Touristen - hinter den Deutschen und Slowenen.